04.11.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{49} Jesus und Johannes (Joh. 21,20-25)
Daher kam nun das Gerede unter den Brüdern: «Dieser Jünger stirbt nicht.» Und doch hat Jesus nicht zu ihm gesagt, er sterbe nicht, sondern: Wenn ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 21,23 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
In den vorliegenden Verspaaren zu Joh. 21,23 geht es um das Sterben Jesu bzw. das des Apostels Johannes und um den jeweiligen Kommentar dazu.
Das Lebensende Jesu als Mensch und der Tod seines Lieblingsjüngers (Johannes) sind eng mit einander verknüpft.
Hierbei spielt auch die Art des Sterbens eine Rolle.
Laut Joh. 18,32*Joh. 21,23 steht das diesbezügliche Wort Jesu mit dem Wort der Brüder über Johannes inhaltlich in Verbindung.
Das Wort der gesetzlichen Juden, nach welchem Jesus des Todes schuldig war, weil er sich selbst zum Sohn Gottes gemacht hatte, steht dem Wort der Brüder inhaltlich gegenüber, nach welchem Johannes gar nicht sterben wird.
Diese beiden extremen Erwartungen resultierten aus einem falschen Verständnis der Schriften bzw. einer Missdeutung des direkten Wortes Jesu.
Es wird klar, dass hier nicht allein der Gegensatz von ungläubigen Juden und gläubigen Nachfolger Jesu eine Rolle spielt, sondern auch der Kontrast zwischen ihren jeweiligen Denkgrundlagen angedeutet wird, nämlich die gesetzische Wortbasis der Schriften im Gegensatz zum mündlich übermittelten Wort Jesu. Beide Fundamente können jedoch falsch interpretiert werden.
Ebenso wie die Gläubigen die Aussage Jesu über das Sterben seines geliebten Jüngers missdeuteten, missinterpretierten die ungläubigen Juden sein Statement, dass derjenige, der an ihn glaubt den Tod bis in „Ewigkeit“ nicht sieht.
Die Jünger sagten nämlich, ein Worthüter Jesu, würde den Tod nicht schmecken.
Da Johannes unzweifelhaft ein geliebter Wortbewahrer Jesu war, bedeutet dies, dass die seinen Tod betreffende Spekulation der Brüder gewissermaßen berechtigt war.
Das Thema „Tod des Johannes“ ausklammernd, ging es Jesus jedoch nur darum, ob Johannes bis zu seinem zukünftigen Kommen bleiben wird.
Laut Joh. 14,3*Joh. 21,23 meinte Jesus mit diesem Kommen seine Ankunft, um alle Gläubigen zum himmlischen Ort des Vaters zu nehmen.
Der Herr kündigte in Joh. 14,3 an, dass er seine Jünger mitnehmen wird, sodass zu diesem Zeitpunkt der Wiederkunft nicht allein Johannes anwesend ist.
(Da die Jünger Jesu im 1. Jahrhundert n. Chr. starben, kann diese endzeitliche Anwesenheit aller Jünger nur durch Reinkarnation erklärt werden.)
Folglich muss man die Sonderstellung, die Johannes den anderen gegenüber einnimmt in der Formulierung „bleiben bis...“ suchen.
Dieses Bleiben des Apostels ist also möglich, auch wenn er stirbt. d. h. im Tod unterscheidet sich Johannes nicht von den Brüdern.
Die Lösung des Problems liegt darin, dass zwei unterschiedliche Zeitpunkte der Wiederkunft Jesu anzunehmen sind, wobei Johannes bei beiden Ankünften anwesend sein wird, jedoch als einziger Apostel bis zur zweiten Wiederkunft Jesu als Mensch warten muss.
Er ist also ein besonderer Jünger, der, im Unterschied zu den anderen Gläubigen, „bleibt“, bis der Herr kommt. Dies tut er natürlich in seiner Inkarnation in der jetzigen Endzeit.
Jesu Antwort auf Petrus‘ Frage nach der Bestimmung des Johannes: „So ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was bedeutet's dir zu?“ Joh. 21,22: wird in Joh. 21,23 wörtlich wiederholt, sodass hier zwei Seiten eines textlichen Chiasmus vorliegen.
Das hinausgelangende und in die Brüder hineinkommende Wort, dass Johannes nicht sterben wird, spiegelt sich in der Richtigstellung wider, dass Jesus dies so nicht sagte. (Siehe hierzu Joh. 21,20-25.)
Dieses falsche Wort steht also dem tatsächlichen Wort Jesu textlich entgegen.
Es ist ein Beispiel für die unzähligen falschen Worte, Traditionen und Irrlehren, die in „christlich“-theologischen, aber tatsächlich diabolischen und antichristlichen Kreisen Jesus zugeschrieben werden.
Wir dürfen daran festhalten: Johannes, die „Gnade Jahwes“ (das ist die Bedeutung des Namens Johannes), bleibt, bis Jesus (die Rettung Jahwes in Person) kommt.
Dies ist eine tröstliche Zusage für alle! Die Gnade Gottes („Johannes“) hört nicht auf!
(Siehe hierzu die Artikel „Die Allversöhnung ist eine biblische Wahrheit“ und „Die Allversöhnung und das Evangelium der Gnade“.)
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.