30.01.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{4} Die ersten Jünger Jesu (Joh. 1,35-42)
Er spricht zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm. Es war aber um die zehnte Stunde. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 1,39 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Die beiden ersten Jünger Jesu gleichen der Samariterin am Brunnen Jakobs, bzw. den an Jesus glaubenden Samariter Sichars und der vielzähligen Menge, die zu Jesus kam.
Außerdem entspricht des Herrn an sie ergehende Aufforderung, seine Wohnstatt zu sehen, seiner Anweisung, Thomas möge die Wundmale seines Leibes prüfen und glauben.
Anders als seine Erwählten, können die ungläubigen Leibesglieder der großen Hure Babylon den Ort des „erwachten“ Propheten Gottes nicht erkennen, denn sie richten sich auf das irdische Jerusalem aus.
Die ersten beiden Nachfolger Jesu kamen in der 10. Stunde (16.00 Uhr) zum Wohnort Jesu, wohingegen der Herr in der 6. Stunde (Punkt Mittag) am Brunnen Jakobs Platz nahm, wohin die Samariterin zu ihm kam, um von ihm dahingehend belehrt zu werden, dass er in dieser speziellen, nun gekommenen Stunde die richtige Bleibe, d. h. der Tempel der wahren Anbetung des Vaters ist.
Wie Joh. 4,20+21 zeigt, sind das jetzige hurerische irdische Jerusalem und dessen Tempel der falsche Ort der Anbetung Gottes!
Daran wird sich niemals etwas ändern, denn die Stunde der richtigen Anbetung Gottes ist bereits gekommen.
Der richtige Wohnort Gottes wurde bereits bekannt gemacht :Joh. 1,39; Joh. 4,23:.
Wie aus Joh. 2,20+21 hervorgeht, ist der Fleischleib Jesu der „Tempel des Leibes“. Hier wohnt Gott. In diesem Ort kann er angebetet werden.
Diese Anbetung erfolgt in dem einen Tag des Bleibens seiner Jünger bei ihm, welcher der „Millennium“ genannte Sabbat-Tag der Ruhe Gottes ist.
Er ist das Gegenteil der drei Tage der Beseitigung des wesenhaften Tempels Gottes, in dem die Nachfolger Jesu von ihrem Herrn getrennt sind.
Ebenso wie Jesus die beiden Jünger aufforderte, zu ihm zu kommen und seinen Aufenthaltsort zu sehen, wurden die Einwohner Sichars dazu hinausgerufen, zu ihm zu kommen und zu erkennen, ob er der Christus ist.
Ihr Bleiben bei Jesus spiegelt sich in seinem Bleiben bei den Samaritern wider.
Die beiden Jünger begriffen dort, dass Jesus der Christus ist und die Samariter identifizierten den zu ihnen Kommenden als den Erlöser der Welt.
Die sich im Wohnort Jesu vollziehende Wahrnehmung der beiden Jünger entspricht auch der Erkenntnis der sich im Ort des Herrn niederlassenden vielzähligen Menge, die bezeugte, dass Jesus wirklich der in die Welt kommende Prophet ist.
(Möglicherweise setzt sich die 10. Stunde ihres Kommens zu Jesus aus den in Joh. 6,9 vorkommenden Faktoren „5“ und „2“ zusammen.)
Jesus ist das in den Kosmos („Jerusalem-Welt“) kommende wahre Licht Gottes.
Wer zu ihm kommt, sieht in seiner Wohnstatt den Gott-Vater. Er kennt das himmlische „Wo“ des Ortes Gottes und sieht deshalb das „Woher“ des idealen Weins.
In der chiastischen Struktur in Joh. 1,35-42, spiegelt sich die seelische Anspannung der Jünger, ihr Nichtwissen, was den Ort Jesu angeht, ihr Verlangen nach der Wohnstätte des Lammes Gottes („Was suchet ihr?“ :Joh. 1,38a:) in der Wahrnehmung dieser Bleibe, d. h. in der erlösenden Auflösung der Spannung, also im Finden dessen wider, das sie ersehnten :Joh. 1,39:.
Das „Kommet und gewahret's“ in Joh. 1,39 ist eine Vorschattung des „Komm!“ in Offb. 22,17, dem Ruf zum himmlischen Jerusalem und zu dessen Wassern des Lebens.
Die nach ihnen Dürstenden werden den himmlischen Aufenthaltsort Gottes und den in ihm wohnenden erlösenden Messias finden.
Joh. 1,39+46 (Joh.*Offb.) Offb. 22,17
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.