28.12.2019 | "Nicht ich, sondern Christus in mir" (Johannes Lohmann) | In „Verschiedene Themen“ | von Freddy Baum
Es gibt einen Unglauben, der kommt aus dem Ich, das mit Pharao spricht: "Wer ist der HERR, dessen Stimme ich gehorchen müsste!" (2. Mose 5, 2). "Ich mache mir meinen Gott selbst." "Ich bin der Herr, mein Gott." Ich bin ja viel zu belesen und wissenschaftlich gebildet und aufgeklärt und klug und willensstark und groß, als dass ich außer mir einen Gott brauchte. Da ist das Ich von seiner vermeintlichen Kraft und Größe berauscht.
Es gibt aber einen anderen Unglauben, der ebenfalls aus dem Ich kommt und doch so demütig und bescheiden und selbstlos aussieht. Der sagt etwa: Ich bin ja viel zu sündig und gering und unwissend und charakterschwach und elend, als dass ich mir anmaßen dürfte, all die großen Verheißungen der Schrift auf mich zu beziehen oder Gottes Kind zu sein oder etwas für Ihn tun zu können; aus mir kann ja doch nie etwas werden!
Was ist das? Nichts anderes als elendes Ichleben! Man glaubt an sein Ich und seine Erbärmlichkeit mehr als an die Kraft des sühnenden Todes und der Auferstehung Jesu Christi. Man bleibt an seinem armseligen Ich hängen, statt sich an den Herrn und Retter Jesus zu hängen; man dreht sich immer nur um sich selbst, statt um Ihn; das Ich sitzt, wenn auch seufzend und jammernd, breit auf dem Thron - sträflicher, verfluchter Unglaube aus dem Ich!
Man rechnet mit den Erfahrungen, die man an sich und anderen bisher gemacht hat, und traut dem, was Menschen (vielleicht sehr fromme Menschen und Prediger) sagen, mehr als dem wahrhaftigen Wort Gottes. Man glaubt an die Macht der eigenen jahre- oder jahrzehntelangen Gebundenheiten, an das, was sich in der Phantasie festgesetzt hat, an den Einfluss der Umgebung, an die Macht der Dämonen, die einen umringen; man glaubt an Satan - nur nicht an Den, der dem Satan und dem Tod die Macht genommen hat, nur nicht an das Blut Jesu Christi, das rein macht von aller Sünde, nur nicht an die Kraft Seiner Auferstehung, nur nicht an die "überschwängliche Größe Seiner Kraft an denen, die da glauben nach der Wirkung Seiner mächtigen Stärke" (Epheser 1,19), nur nicht an Den, dem untertan sind alle Gewalten und Kräfte (vgl. 1. Petrus 3, 22).
Man hängt am eigenen Ich, statt am Kreuz, und bleibt dran hängen, bis es zu spät ist und man in ewige Nacht versinkt. Jesus Christus spricht (Johannes 12, 36): "Glaubt an das Licht, solange ihr's habt, auf dass ihr des Lichtes Kinder seid!" Aber man will nicht das Ich fahren lassen. Das Jammern ist nur ein heuchlerischer Mantel, hinter dem man die Kreuzesscheu verbirgt, und mit dem Seufzen hofft man, um das Gekreuzigtwerden des Ich herumkommen zu können. Man tut so demütig und bußfertig, um nicht in Wahrheit Buße tun zu müssen und im blanken Glauben den Fuß zu setzen auf das geschriebene und fleischgewordene wahrhaftige Wort. Solche Ich-Menschen (statt Gottesmenschen) setzen nie den Fuß in das Wasser des Jordans (Josua 3, 13) und ziehen nie in das verheißene Land und führen nie des Herrn Kriege. Sie bleiben seufzend am Ich hängen.
Und du? Und ich? -
An dem Zurückschrecken vor Demütigungen und Leiden wird das Ich erkannt.
3a Das Ich-Leben als Tod des wahren Lebens (1)
3b Babel (2)
3c "Ich bin der Herr, mein Gott!" (3)
3d Das Ich als Selbstsucht und Selbstliebe (4)
3e Das Ich als Verzagtheit und Unglaube (5)
3f Das Ich auf dem Thron der Selbstgerechtigkeit (6)
3j Was bedeutet "Nicht ich"? (10)
3k Die Befreiung des Sklaven (11)