06.03.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{8} Nikodemus kommt zu Jesus (Joh. 3,1-21)
Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, also muß des Menschen Sohn erhöht werden, (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 3,14 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Die durch Josef von Arimathia veranlasste „Enthebung“ (das Weg- und Hinunternehmen) des Herrn vom Kreuz des u. a. „Ägypten“ genannten Jerusalem :Offb. 11,8: ist das komplementäre Gegenteil des Umstands, dass der entkleidete Jesus dorthin erhöht wurde.
Letzteres wird im Bild der durch Moses veranlassten Erhöhung der kupfernen Schlange in der Ödnis Ägyptens vorgeschattet.
Im Vergleich zum später gegebenen idealen Wein „Jesus“, ist Moses der zuerst vorgesetzte geringe Wein.
(Ebenso ist auch der zweite Zeuge Jesu, Elia-Johannes, lediglich der mindere Wein, der vor dem idealen Wein "gereicht wird".)
Moses‘ Tun ist lediglich eine schwache Vorschattung dessen, was auf Golgatha geschah.
Das Gesetz hat lediglich den Schatten des künftigen Guten :Hebr. 10,1:. Es vermag nicht bleibend vom Gift des Bösen zu retten.
Das vorausgehend führende Gebot wird wegen seiner Schwachheit und Nutzlosigkeit abgelehnt, denn wir dürfen auf den am Kreuz von Golgatha erhöhten Christus blicken, in dem uns eine unvergleichlich bessere Hoffnung des Lebens geschenkt ist, als im Sehen auf Moses' kupferne Schlange.
Joh. 1,12 [D39] <Joh. 1,51*> Joh. 3,14+15 [D39,40]
Joh. 1,12 So vielen aber, wie ihn ´annahmen*, ihnen gab er Autorität*, Kinder Gottes zu ´werden, ihnen, den Treuenden* hin seinen d Namen, (39)
Joh. 3,14 Und so wie MOoUSE´S die Schlange* in der Ödnis erhöhte, also ist bindend, dass erhöht wird der Menschensohn,
Joh. 3,15 auf dass alljeder hin* ihn Treuende* äonisches* Leben* habe. (39,40)
Dass solche, die an den Namen Jesus glauben die Autorität erhalten, Kinder Gottes zu werden :Joh. 1,12: entspricht dem Umstand, dass jeder, der an den am Kreuz von Golgatha erhöhten Menschensohn glaubt, das „ewige“ Leben hat :Joh. 3,14+15:, sodass hier die Kindschaft Gottes mit dem Besitz des „ewigen“ Lebens gleichgesetzt wird.
Joh. 1,12*Joh. 3,14+15 zeigt also, dass der Glauben an den Namen des Herrn inhaltlich sehr eng mit dem Glauben verknüpft ist, der mit der Erhöhung Jesu zu tun hat und in der Aufrichtung der kupfernen Schlange vorgeschattet wird.
Ein „Glaube“ an Jesus, ohne sich darauf auszurichten, was am Kreuz von Golgatha geschah, ohne das persönliche Vertrauen darauf, dass sich Jesus mit der individuellen Sünde eins machte und dort das Gericht dafür trug, ist demnach also kein Glauben an seinen Namen gemäß Joh. 1,12.
Dieser, kein anderer „Glaube“ führt folglich nicht dazu, dass ein solcher „Christ“ die Autorität besitzt, ein Kind Gottes zu werden, also „ewiges“ Leben zu haben.
Ein solcher „Gläubiger“ besitzt den rettenden Glauben nicht. Er ist de facto ungläubig.
Dem Ungläubigen fehlt das Vertrauen darauf, dass der Sohn Gottes in seinem Kommen in die Welt als „Menschensohn“ am Kreuz von Golgatha erhöht wurde, damit die Welt gerettet wird, d. h. die Söhne des Menschen (Kinder Adams) die Autorität erhalten, dadurch Kinder Gottes zu werden, dass sie Jesus annehmen.
Dies ist der Grund dafür, warum in Joh. 1,12*Joh. 3,14+15 die Formulierung „Kinder Gottes“ dem „Menschensohn“ verbal gegenübersteht.
Die Erhöhung des Menschensohns am „Kreuz“ (die extremste Erniedrigung gemäß Phil. 2,8) ist die Voraussetzung dafür, dass solche, die an ihn glauben aus ihrer Existenz als Menschen heraus zur Gottessohnschaft erhöht werden.
Durch Joh. 1,51, dem Zentrum des vorliegenden spiegelgleichen Verspaars, kommt eine weitere Dimension des Hinaufsetzens des Christus hinzu, nämlich seine Erhöhung in himmlischer Herrlichkeit und die damit verbundene Ausrichtung der Engel Gottes auf ihn als den auferstandenen und hinaufgenommenen Menschensohn.
Die Selbstbezeichnung Jesu als „Menschensohn“ in Joh. 3,14 ist ein verbaler Hinweis auf Joh. 1,51.
Es ist sehr wichtig zu verstehen, dass eben der zur „Schlange“ gemachte und auf Golgatha erhöhte „Menschensohn“ derselbe ist, der als der im Himmel erhöhte „Menschensohn“ die Autorität über die Engelwelt besitzt, eine Tatsache, die auch in Phil. 2,6-11 zum Ausdruck kommt.
Die beiden Erhöhungen Jesu , seine Hinaufnahe an das Kreuz und sein Hinaufstieg in Herrlichkeit, sind zwei Ebenen des Glaubens an ihn zugeordnet, denn aus dem Glauben an das irdische Werk des Herrn resultiert das Vertrauen auf seine himmlische Autorität :Joh. 3,12:.
Dem irdischen „Feigenbaum-Glauben“ laut Joh. 1,50 folgt der große himmlische Glaube laut Joh. 1,51, wobei in beiden Fällen der Name des die Welt rettenden und sie bewahrenden Menschensohns maßgeblich wichtig ist :Joh. 1,12; Apg. 4,10+12; Joh. 3,18; Offb. 19,11ff; Offb. 19,13+16:.
Im Wort Gottes sieht der Gläubige das in den Kosmos („Jerusalem-Welt“) kommende, auf Golgatha erhöhte wesenhafte Licht und dessen Leuchten inmitten der Himmlischen.
Er kennt den Zusammenhang dieser beiden Erhöhungen des Christus und das sich daraus für ihn persönlich ergebende Resultat.
Joh. 3,14 (Joh.*Offb.) Offb. 20,2+3
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.