15.04.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{35} Der Verrat und die Gefangennahme Jesu (Joh. 18,1-11)
Sie antworteten ihm: Jesus, den Nazarener! Spricht Jesus zu ihnen: Ich bin es! Es stand aber auch Judas, der ihn verriet, bei ihnen. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 18,5 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Den Umstand, dass die Festnahme Jesu inhaltlich mit Joh. 6,16-24 in Verbindung steht, kann man u. a. damit belegen, dass der Herr die Jünger in seinem „Ich bin“ dazu aufforderte, nicht zu fürchten und er im Höhepunkt der nächtlichen Krise Gethsemanes ebenfalls das erlösende und rettende „Ich, ich bin's“ sprach, mit dem er sich als der zu erkennen gab, der den Weg des stellvertretenden Opfers zu gehen gedachte, um seine Schafe vor dem reißenden Wolf Babylons zu bewahren.
Die Angst und die Stillung der Furcht der Jünger mit den Worten „Ich bin's“ spiegeln sich inhaltlich darin wider, dass die jüdischen Anti-Jünger, also die Diener Babylon-Jerusalems, angesichts des „Ich bin“ Jesu große Angst befiel.
Im textlichen Kontext der Ankündigung seines Verrats sprach der Sohn ebenfalls das göttliche „Ich bin“ aus :Joh. 13,18ff:.
Es spiegelt sich in Joh. 18,5 gegen, als sich diese Vorhersage erfüllte, also Judas die Prophetie Jesu umsetzte.
In Joh. 13 geht es um die Frage nach der Identität des Verräters und in Joh. 18 wird die Identität dessen erfragt, der verraten wird. In beiden Fällen gab Jesus die Antwort.
Der hasserfüllte Judas, der mit denen zusammenstand, die Jesus verhafteten, spiegelt sich einerseits im vom Herrn geliebten Johannes wider (sie sind Gegenpole), der gewissermaßen mit Jesus „Stand nahm“, als er seinen Kopf auf dessen Brust fallen ließ, andererseits ist Judas eine Kontrastparallele zu Jesus selbst, denn der Herr nahm am Strand Stand, als seine Jünger Fische fangen wollten.
Die Verhaftung Jesu war gewissermaßen ein „Fischfang“.
Seine Auslieferung ist die Voraussetzung dafür, dass seine Gläubigen eine Fülle der „Fische“ (= Menschenseelen) fangen können :Joh. 12,24:.
In diesem Kontext warf sich der den Herrn sehende Petrus ins Meer, um Jesus entgegen zu schwimmen, und danach nahmen alle Jünger die Identität des Sohnes wahr.
Dies spiegelt sich in Joh. 18,5-8 darin wider, dass diejenigen, die den wesenhaften „Ich bin“ verhafteten, vor ihm auf den Boden fielen, als sie seine Identität erkannten.
Judas ist also ein „Anti-Johannes“, und die Sklaven Babylons sind „Anti-Petrus“ bzw. Anti-Jünger.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.