13.03.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{9} Das Zeugnis des Täufers Johannes (Joh. 3,22-Joh. 4,3a)
Und sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: Rabbi, der, welcher bei dir war jenseits des Jordan, für den du Zeugnis ablegtest, siehe, der tauft, und jedermann kommt zu ihm! (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 3,26 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Das wahre Zeugnis des wesenhaften Lichtes Gottes und das Hinzukommen derer, die dieses Zeugnis hören zu Jesus sind das Thema der Joh. 3,26 betreffenden Makrostrukturen.
Viele Menschen schätzten denjenigen, den der Täufer bezeugte wert und ließen sich in seinem Namen taufen.
(Ganz anders als in Judäa, wurde dem Herrn im „Vaterbereich“ Galiläa keine Wertschätzung entgegengebracht.)
Auf diese „Hinzukommenden“ machten die Juden Johannes mit einem „Gewahre!“ ebenso aufmerksam, wie der Herr seine Jünger mit einem „Gewahre!“ auf Nathanael hinwies, der zu ihm kam, weil Philippus Jesus bezeugt hatte.
Philippus entspricht hier also Johannes, und diejenigen, die sich „von Jesus“ taufen ließen, gleichen Nathanael.
(Da das „Siehe!“ in Joh. 3,26*Joh. 1,47 auf Jesus bzw. Nathanael bezogen ist, schattet Nathanael auch den Herrn ab.)
Der Zulauf an Menschen zu Jesus war buchstäblich „Nathanael“, ein vom Gott-Vater aus dem Himmel Gegebenes. („Nathanael“ bedeutet „Gott gibt“ oder „Gott gab“.)
Die ungläubigen Juden, die das auf den Sohn abzielende Zeugnis der Schriften des Alten Bundes nicht annahmen, wollten hingegen nicht zum Herrn kommen, um das „ewige“ Leben zu erhalten, obwohl sie wussten, dass das Jesus betreffende Zeugnis des Johannes wahr war.
Deshalb und aus ihrem Kontrast zum zu Jesus hinzukommenden Nathanael kann geschlossen werden, dass in diesen „Geistlichen“, die zu Johannes kamen Betrug zu finden war. Als Kinder der wesenhaften Fälschung liebten sie die Wahrheit nicht.
Zu Joh. 3,25+26, siehe Joh. 4,1.
Die das Gespräch mit dem Täufer einleitende Anrede mit „Rabbi“ entspricht Nikodemus' „Rabbi“, mit dem dieser das nächtliche Gespräch mit Jesus begann.
In beiden Fällen waren es Gesetzische, die eine Frage hatten bzw. einen Hinweis anbrachten und daraufhin von Jesus bzw. dem Täufer belehrt wurden :Joh. 3,1+26:.
Joh. 3,1-23 stellt ein Parallelgeschehen zu Joh. 3,26-Joh. 4,2 dar.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.