08.05.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{17} Die Reden äonischen Lebens (Joh. 6,60-71)
Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn von meinem Vater gegeben! (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 6,65 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Da zu Jesus auch ungläubige Jünger hinzukamen, meinte er in Joh. 6,65 nur diejenigen, die ihm in Wahrheit und bleibend nachfolgten, sodass nur sie solche waren, die vom Gott-Vater gegeben wurden und zu ihm eintrafen, sodass er sie nicht hinaustrieb.
Im weitesten Sinne gab Gott Jesus die gesamte Welt in die Hand, sodass alle zu ihm kommen werden.
In vorliegenden Kontext geht es aber um das Hinzukommen derer, die wirklich gläubig sind und deshalb also von den Pseudojüngern Jesu, d.h. von falschen Christen, unterschieden werden müssen.
Für Jesus waren solche, die nicht aus Gott geboren waren, d. h. nicht denselben Vater wie er hatten, nicht zu ihm gekommen.
Weil es ihnen nicht aus dem Himmel gegeben wurde, konnten sie ihm nicht glauben.
Gott hatte sie nicht zu Jesus gezogen, sie waren keine Gelehrten des Vaters, liebten Jesus nicht und waren für die im Wort des Sohnes zu hörende Stimme Gottes taub.
Sie nahmen das Zeugnis des Sohnes nicht an. Wahre „Theo-logie“ war für sie uninteressant.
Anders als den wahren Nachfolgern, die zu Jesus kamen, um ihn in ihr „Schiff“ zu nehmen, sodass er zusammen mit dem Vater zu ihnen gelangte, näherte sich der Herr den zu ihm kommenden Pseudogläubigen nicht an.
Er offenbarte sich dem Jerusalem-Kosmos nicht, sondern nur denjenigen, die seiner Aufforderung Folge leisteten und zu ihm kamen, um von seinen Lebenswassern, d. h. den geistgefüllten Vater-Reden „ewigen“ Lebens zu nehmen.
Solche, die dem Sohn nicht zugeteilt wurden, erhielten den ihm von Gott gegebenen Beiseiterufer (Tröster) nicht.
Jesus leitete ihnen Gott nicht her, weil sie ihn nicht als den in die Leibesbucht des Vaters (d. h. in dessen Inneres) gekommenen alleingeborenen Gott akzeptierten und deshalb nicht in Wahrheit zu ihm kamen, also den einzigen Weg zu Gott ablehnten.
Diese Irdischen werden aber den zu ihnen kommenden Fürsten der Welt annehmen, der, ebenso wie sie, keinen Teil an Jesus hat, weil er der Sohn der Fälschung ist.
Sie sind die dem Antichristus Gegebenen ihres Vaters.
Wie aus Joh. 6,60-71 hervorgeht, spiegelt sich Joh. 6,61-64a in Joh. 6,65 wider.
Da der Menschensohn dorthin hinaufsteigen wird, wo er früher gewesen war :Joh. 6,62:, d. h. Jesus zurück zum Vater in den Himmel gelangt, vermag dorthin niemand zu ihm zu kommen, so es ihm nicht vom Vater gegeben wird :Joh. 6,65:.
Seine zu ihm gelangenden Gläubigen kommen also hinauf zum Vater in den Himmel.
Den Ungläubigen ist es von Gott nicht bestimmt, zum Sohn zu kommen.
Es wird ihnen versagt, zu seinem himmlischen Ort hinaufzusteigen und deshalb vermögen sie es auch nicht.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.