09.10.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{27} Die Schafe, der Schafhirte und der Dieb der Schafe (Joh. 10,1-21
Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu töten und zu verderben; ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es im Überfluß haben. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 10,10 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Aus dem spiegelgleichen Bezug von Joh. 10,10+11 zu Joh. 18,3+4+8+9 geht hervor, dass der kommende Dieb im Gleichnis über den idealen Hirten Judas Iskariot ist, denn als er mit einer bewaffneten Kohorte anrückte, um Jesus festzunehmen, bestand die große Gefahr eines Gemetzels an den Schafen des Herrn.
Dies kann man auch insofern schließen, weil betont wird, dass kein einziger der Gläubigen Jesu in Verderbnis ging.
Außerdem zückte Petrus sein Schwert und verletzte damit einen Diener des Hohepriesters, was zeigt, warum die von Judas angeführte Kohorte schwer bewaffnet war.
Judas Iskariot kam, um zu stehlen, schlachtend zu opfern und vollständig zu verderben. Der falsche Christ (Antichrist) wollte die Schafe Jesu in den Tod geben. Der Herr ließ sich abführen, damit seine Nachfolger gerettet werden.
Da Jesus in Joh. 10,8 in der Mehrzahl sprach, es also mehrere Diebe und Banditen gab, auf die seine Schafe nicht hörten, ist hiermit nicht allein Judas gemeint, sondern alle antichristlichen Vertreter Babylon-Jerusalems.
Ihnen geht es um ihren eigenen Vorteil. Sie suchen ihre Herrlichkeit und lieben ihre eigene Seele.
Die gesetzlichen Lohnarbeiter bilden in ihrem Tun einen scharfen Kontrast zum idealen Hirten, denn der seine eigene Seele hassende, d. h. sie an die zweite Stelle setzende Herr kam, damit die Schafe das „ewige“ Leben und ein „Um-und-Um“ haben.
Diese durch Jesus gegebene Fülle wird u. a. im Fischreichtum dargestellt, den seine Jünger aus dem See Genezareth „ernten“ durften.
Um ihrer eigenen Herrlichkeit willen liefern die Vertreter des Gesetzes andere Menschen dem Tod aus, aber der Retter lässt sich für das „ewige“ Leben anderer verloren geben.
Das Ziel der Pharisäer zeigt, dass sie als Todesbringer das Gegenteil des großen Lebensbringers sind, denn sie wollten die Ehebrecherin steinigen und dadurch Jesus überlisten und ihn ebenfalls töten.
Diese egoistischen Motive der falschen Hirten, die in Wirklichkeit Diebe und Banditen sind, erkennt man auch daran, dass sie besorgt waren, ihre Nation, könnte verloren gehen
Der Tod eines einzigen Menschen, nämlich des tatsächlichen, aber von ihnen verworfenen Christus, schien ihnen ein guter Preis für die Rettung derer zu sein, die sie in Todesfinsternis gefangen hielten.
Das Licht der Welt starb jedoch ironischerweise nicht für die ungläubige jüdische Nation, sondern für das „Volk“ derer, die an seinen Namen, Jesus Christus, glaubten, d. h. für seine ihm nachfolgenden Schafe.
Das Wesen der Ankläger und die Identität ihres Vaters werden daran erkannt, dass sie Menschenmörder und Fälscher sind :Joh. 8,44:. Das Ziel des Herrn ist hingegen die aufgrund der Vater-Wahrheit ermöglichte Lebensrettung der Sünder.
Jesus spricht in Übereinstimmung mit dem Innenziel („Gebot“) seines Vaters, das das „ewige“ Leben beinhaltet.
Die Gesetzischen wollen hingegen den Tod und erweisen sich darin als Söhne des Teufels. Ihr Sprechen gleicht dem Innenziel („Gebot“) ihres Vaters, des Anklägers (= Satan).
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.