Und als es an Wein mangelte, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 2,3 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Der an Jesus ergehende Hinweis Marias, dass der Wein ausgegangen war, betrifft den geringen Wein Kanas, nicht den später vom Herrn dort gegebenen idealen (besseren) Wein.
Laut den vorliegenden textlichen Makrostrukturen entspricht dieser „zu Ende kommende“ (leer werdende) mindere Wein Johannes dem Täufer, der nicht der Christus, also nicht der wesenhafte ideale Wein ist.
Marias Feststellung, dass „Wein nicht mehr ist“ kann auch auf die Unfähigkeit des am Teich Bethesda dahinsiechenden Kranken bezogen werden, in diese minderwertigen Wasser des irdischen Jerusalem zu gelangen, um geheilt zu werden.
Marias Aussage ist also sowohl eine Bankrotterklärung, was den alten Wein Israels anbelangt, als auch eine Feststellung, dass der neue Wein noch nicht eingetroffen ist.
Der essentielle Mangel und die Klage der Mutter Jesu entsprechen bei Maria Magdalena dem Umstand, dass diese darüber traurig war, dass der vermeintlich tote Leib Jesu nicht im Grab lag („kein Wein“), sie also nicht wusste, dass Jesus bereits auferstanden war („idealer Wein“ Gottes).
Der mindere Wein „Kanas“ verhält sich demnach zum idealen Wein Jesu so, wie der tote Leib des Herrn im Vergleich zu seinem Herrlichkeitsleib der Auferstehung. Er kann kein Leben und keine Heilung geben.
Das Bedauern darüber, dass er fehlt, offenbart dasselbe Missverständnis, wie bei Nikodemus.
Der alte Pharisäer deutete die von oben erfolgte Wiedergeburt eines Menschen nämlich so, dass hierfür ein Greis erneut in die Gebärmutter seiner Mutter gelangen, d. h. ins irdische Fruchtwasser, kommen musste.
Diese Unmöglichkeit und Sinnlosigkeit entspricht dem zeitlich falschen Ansinnen der irdischen Mutter Jesu, die nur den geringen Wein Kanas kannte und sich nach diesen irdischen „Wassern Bethesdas“ ausrichtete und verzehrte.
Der ideale Wein, er ist das lebende Wort, kommt aber von oben, aus seiner himmlischen Mutter, der Stadt Gottes.
Joh. 2,3 (Joh.*Offb.) Offb. 19,15
Zu Joh. 2,3+4, siehe Joh. 2,9+10.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.