02.01.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{1} Das Wort wurde Fleisch (Joh. 1,1-18)
Ende der Mikrostruktur {1} Das Wort wurde Fleisch (Joh. 1,1-18)
Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoße des Vaters ist, der hat uns Aufschluß über ihn gegeben. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 1,18 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Wie Joh. 1,18*Joh. 5,37 zeigt, spiegelt sich die einzige Herleitung des Gott-Vaters durch den Gott-Sohn darin wider, dass der Vater den Sohn in dessen Alleinstellung bezeugt und ihm die gesamte Schöpfung in die Hand gibt.
Bezeugen und Zeugnis bilden also ein einheitliches Kontinuum innerhalb der Dreieinigkeit Gottes.
Im heiligen Geist bezeugt Jesus Gott, und er wird vom Täufer als das Lamm Gottes bezeugt.
Als solches ist der Herr auch der einziggeborene Gott-Sohn, der mit dem einzigen Gott-Vater eine Wesenseinheit bildet.
Durch sein Bezeugen führt Jesus zum Vater und der Vater lässt die Menschen zu Jesus kommen. Beides geschieht exklusiv durch den trinitären Gott.
Wegen dieser wesensmäßigen Liebeseinheit im Sein und Tun des Sohnes und des Vaters ist es unmöglich, Gott zu sehen, wenn man Jesus umgeht.
Allein der in die Leibesbucht („Schoß“) des Gott-Vaters gekommene Gott-Sohn ist der aus dem Himmel Hinabsteigende, der uns den Vater bezeugt, weil er dessen Innerstes gesehen hat und das Herz Gottes kennt.
Dass Jesus in die Leibesbucht (EÜ: „Schoß“) des Vaters kam, ist ein Ausdruck seiner steten Orientierung an Gott.
Diese Liebe Jesu erfüllte sich auf einer niedrigeren Ebene darin, dass sich der Apostel Johannes auf Jesus ausrichtete, denn Johannes ließ sich in Richtung auf die Brust des Sohnes nieder (Die JÜ schreibt auch in Joh. 1,18 „Brust“, statt „Schoß“), d. h. er orientierte sich am Herzen Jesu.
Wer diese exklusive Herleitung Gottes verwirft, sieht ihn nicht und vermag auch seine Stimme nicht zu hören.
Aus diesem Grund orientieren sich die Juden nicht am Gott und Vater Jesu, sondern sie tun gleichsam das, was sie bei ihrem Vater gesehen haben.
Ihr Handeln steht dem Sprechen Jesus entgegen.
Da sie den Sohn ablehnen, vermögen sie Gott nicht zu sehen, sodass ihr „Gott“ ein anderer Gott und Vater sein muss.
Wie aus der spiegelgleichen Struktur in Joh. 1,1-18 hervorgeht, ist das „im“ Anfang existierende Wort :Joh. 1,1: der einziggeborene Gott, der in die Leibesbucht (d. h. in das Innere) des Vaters kam.
Dies geschah, als es vom wesenhaften, d. h. Person seienden „Im-Anfang“ (heiliger Geist) in Richtung auf den Gott-Vater ausgerichtet war :Joh. 1,1:.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.