12.02.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{32} Jesus sagt seinen Verrat voraus (Joh. 13,1-30)
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, weißt du jetzt nicht, du wirst es aber hernach erfahren. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 13,7 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Sowohl die Salbung der Füße des Herrn durch Maria als auch der Umstand, dass Jesus die Füße seiner Jünger wusch, waren prophetische Hinweise auf den Opfertod und die Grablegung.
Hierbei entspricht das zur Waschung und Heilung der blinden Augen dienende Wasser des Teichs Siloah dem vom Apostel Johannes gesehenen Wasser, das auf Golgatha aus der Seite Jesu herauskam.
Im Kontext all dieser Aspekte ein und desselben Geschehens geht es um das Sehen bzw. Nichtsehen des Tuns und um die spätere Erkenntnis seiner Bedeutung.
So entspricht Petrus einerseits dem von Jesus sehend gemachten Blinden, der nicht wusste, wo sich derjenige aufhielt, der ihn geheilt hatte (der Apostel begriff nicht, was die Fußwaschung bedeutete und der Geheilte kannte die Identität und den Ort Jesu nicht; der Jerusalemer Priesterschaft war die Art und Weise der Heilung unbekannt), anderseits wusste der Hohepriester, dass Jesus „für den Ort und die Nation“ in den Tod gehen würde, die anderen Mitglieder des Sanhedrins verstanden dies aber nicht.
Auch Kajaphas kannte den wahren Sinn seines eigenen prophetischen Sprechens nicht. Ihm waren die Wasser Jesu unbekannt. Der „Sehende“ wurde blind für die Wahrheit.
Wer in der „großen Stadt“ und bei ihren „Wassern“ bleibt, versteht überhaupt keine Zusammenhänge. Er begreift keine einzige Sache. Gnade und Wahrheit sind für ihn ein Rätsel und ein Ärgernis :Joh. 1,17:.
Der einst Blinde hingegen, begriff nun, dass Jesus ein Prophet ist :Joh. 9,17:.
(Demnach besitzt das Geschehen am Teich Siloah eine prophetische Qualität. Siehe hierzu die diesbezüglich analoge Erkenntnis der Samariterin, dass Jesus ein Prophet ist :Joh. 4,19:.)
Allerdings wurde dem Geheilten die göttliche Identität Jesu erst offenbart, nachdem er aus dem Bereich Babylon-Jerusalems hinausgekommen war :Joh. 9,35+37+38:.
Petrus nahm die prophetische Bedeutung der Fußwaschung der Jünger erst nach dem Tod Jesu zur Kenntnis.
Johannes sah das Wasser erst aus dem Körper Jesu herausfließen, nachdem der Herr gestorben war, sodass ihm der prophetische Sinn der Wasser Jesu in Kana, Sichar, Bethesda, Siloah bzw. die der Fußwaschung in Jerusalem erst später bewusst wurde.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.