06.11.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{29} Jesus erweckt Lazarus zum Leben (Teil 1/2: Joh. 11,1-35)
Als aber Maria dahin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie ihm zu Füßen und sprach zu ihm: Herr, wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben! (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 11,32 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Die Joh. 11,32 betreffenden Makrostrukturen bestätigen die inhaltliche Verknüpfung des Berichtes über die Auferweckung des Lazarus mit der Fußwaschung der Jünger, der Verhaftung Jesu bzw. seiner Auferstehung.
Außerdem entspricht das „Herr, wenn du hier gewesen wärest, nicht gleichsam wäre mein d Bruder ´wegertotet´“ in Joh. 11,32 dem „Herr, wenn du, ja du, der ihn Anfassende gewesen bist, ´sage mir, wo du ihn beigesetzt, und ich, ich werde ihn entheben“ in Joh. 20,15.
(Siehe hierzu die Analogie Maria Magdalenas zu Lazarus‘ Schwester.)
Dass Maria, Lazarus‘ Schwester, zu Füßen Jesu fiel und ihn mit „Herr“ ansprach, gleicht dem Umstand, dass der „Herr“ und „Lehrer“ Genannte seinen Jüngern beispielhaft die Füße wusch, d. h. sich vor ihnen niederbückte, um ihnen als Mensch zu dienen.
Hingegen fielen die Feinde Jesu, als sie ihn verhafteten deshalb zu seinen Füßen, weil er sie in seiner hohen göttlichen Vollmacht ansprach, nicht weil Jesus sich ihnen gegenüber vorbildhaft erniedrigte.
Dies zeigt, dass es nur diese beiden Wege gibt, mit Jesus umzugehen. Der springende Punkt hierbei ist, dass beide zur Verherrlichung Gottes führen :Phil. 2,10:.
Wer den Verklärten nicht aus Freude und Dankbarkeit küsst, küsst ihn zitternd :Ps. 2,11+12:.
Schließlich spiegelt sich das vom Herrn vernommene Schluchzens derer, die um Lazarus trauerten in der Freude der Jünger gegen, als sie den auferstandenen Sohn Gottes sahen.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.