24.04.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{15} Jesus wandelt auf dem Meer (Joh. 6,16-21)
Als sie nun ungefähr fünfundzwanzig oder dreißig Stadien gerudert hatten, sahen sie Jesus auf dem Meere wandeln und sich Schiffe nähern; und sie fürchteten sich. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 6,19 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Die Jünger fürchteten, weil ihnen die Identität dessen, der zu ihnen kam unklar war. Sie erkannten den auf dem Meer wandelnden und sich ihrem Schiff nähernden Jesus nicht.
Hätten sie gewusst, dass es sich bei demjenigen, der auf dem „Meer“ wandelte um ihren Retter handelt, dann hätten sie keinen Grund zur Angst gehabt.
Diese Unklarheit über die Person Jesu zeigt sich auch in Joh. 7,40+41, wo die den Geist Gottes nicht habende Menge darüber stritt, ob er der Prophet, der Christus oder keins von beidem ist.
Dass die Jünger Jesus nicht identifizierten und ihn deshalb in einer falschen Weise fürchteten, als sie sahen, dass er auf dem Wasser des Sees Genezareths wandelte, ist das Gegenteil dessen, dass der Täufer sah, dass der Geist Gottes wie eine Taube auf bzw. im Bereich des wesenhaften Angesichts der Jordanwasser (Jesus) hinabstieg.
Es ist das Gegenbild des daraus resultierenden richtigen Fürchtens und Glaubens des Johannes :Joh. 1,32; 1.Mose 1,2:.
Der nach dem Täufer kommende Herr gleicht sich selbst als jemand, der nach seinen Jüngern in das „Schiff“ gelangt.
Die Unkenntnis der Person des Erlösers der Welt geht nicht allein mit einer falschen Furcht einher, sondern auch mit einem falschen Wandeln, d. h. einer lebenspraktischen Abkehr vom Licht der Welt, also dem Umstand, dass viele vom Menschensohn weggingen. Die Kündigung der Gefolgschaft Jesu bedeutet Verfinsterung.
Das Unwissen über die Identität Jesu bedingt, dass die Fürchtenden „die falsche Hand“ sehen und darin das Augenscheinliche im vollkommen unnützen Fleisch schauen, das anstelle von Christus den ersten Platz in der Rang- und Wertordnung einnimmt und deshalb antichristlich ist.
Z. B. fürchtete der königliche Beamte, dass sein kranker Sohn in Kapernaum stirbt.
Dieser Gläubige wandelte seine menschliche Furcht jedoch in Gottesfurcht um, indem er auf Christus, d. h. auf die wesenhafte Hand des Gott-Vaters, schaute und ihr vertraute.
Das Sehen des in die Irre führenden Irdischen ist das Gegenteil davon, dass man den Hinaufstieg des wahrhaftigen Menschensohns in den Himmel erblickt, ihn also dorthin gehen sieht, wo er früher gewesen war.
Die kosmisch-irdische Wahrnehmung steht dem himmlisch-göttlichen Sehen solcher, die den Geist Gottes besitzen inhaltlich gegenüber.
Nur derjenige, der von oben geboren wurde, kennt die Identität des zu ihm kommenden Retters und fürchtet Gott.
Joh. 6,19 (Joh.*Offb.) Offb. 14,20; Offb. 15,2
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.