17.04.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{14} Die Speisung der vielzähligen Menge (Joh. 6,1-15)
Da nun Jesus die Augen erhob und sah, daß eine große Menge zu ihm kam, spricht er zu Philippus: Woher kaufen wir Brot, daß diese essen können? (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 6,5 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Im strukturellen Kontext zu Joh. 6,5 geht es um das Sehen derer, die zu Jesus kommen (z. B der beiden ersten Jünger Jesu oder des der Heilung bedürftigen Schwachen am Teich Bethesdas) und um das Sehen des „Woher“ ihrer Rettung, das bei Johannes und Andreas dadurch möglich wurde, weil sie zum Aufenthalt Jesu hinzukamen.
Beim Schwachen gab der Umstand, dass Jesus über die lange Dauer seiner Krankheit Bescheid wusste und der Lahme seine eigene Unfähigkeit bekundete, durch das Wasser Bethesdas geheilt zu werden Anlass zur Rettung.
Die Erkenntnis des Schwachen, dass das irdische Angebot zur eigenen Rettung unvermögend ist, gleicht Petrus‘ Feststellung, dass es zu Jesus keinen alternativen (irdischen) Ort gibt, zu dem man weggehend hinkommen könnte.
Des Herrn Frage, ob seine Jünger ihn ebenfalls verlassen wollen, entspricht demnach der Versuchung, sie mögen im Irdischen eine Lösung für das Hungerproblem der vielzähligen Menge finden.
Das Scheitern der Menschen ist also die Voraussetzung für ihren durch Jesus erbrachten Sieg des Lebens über die Hoffnungslosigkeit des Todes.
Es ist die Bedingung für die Stärke Gottes in uns, sodass wir keine „Schwachen“ und „Hungernden“ mehr sind, sondern die himmlische Machtfülle unseres Gott-Vaters angezogen haben.
In Joh. 6,5 erblickte Jesus die vielzählige hungrige Menge, die zu ihm kam.
Durch die Frage nach dem „Woher“ der Brote für eine solch große Anzahl an Menschen entlockte der Herr seinen Jüngern das Eingeständnis ihres menschlichen Versagens, sodass er von ihnen als der einzige Ursprung des Lebens erkannt werden konnte, was dem Bekenntnis des irdisch denkenden Nikodemus entspricht, nicht zu wissen, woher der belebende Geist kommt und wohin er weggeht.
Die Antwort auf diese Frage gibt nämlich über die himmlische Quelle und dem letztlichen Ziel der Speise Jesu Auskunft.
Sie offenbart die göttliche Abhilfe des irdischen Übels, nämlich die himmlischen Vaterreden des „ewigen“ Lebens Jesu.
Sie zeigt das „Woher“ und „Wohin“ des von den „Kosmischen“ nicht erkannten wesenhaften Lebenswortes Gottes.
Joh. 1,3 [D107] <Joh. 3,34*> Joh. 6,5 [D108]
Joh. 1,3 Alles ´wurde durch dasselbe, und ohne* dasselbe ´wurde nicht e i n e s, wdas geworden ist. (107)
Joh. 6,5 JESuU´S daher, erhebenda die Augen und erschauend, dass eine vielzählige Menge* zu ihm kommt, sagt zu PhI´LIPPOS: Woher* sollen wir Brote kaufen, auf dass diese ´essen´? (108)
Wir haben hier das Geheimnis der wunderbaren Mehrung des Daseins aller Dinge durch die Schöpfung aus dem einen, das Wort Gottes seienden himmlischen Lebensbrot des Gott-Vaters :Joh. 1,3; Joh. 6,35:.
Wie das vorliegende Verspaar zeigt, zielt die an Philippus gestellte rhetorische Frage Jesu nach dem „Woher“ der Brote für die dem Herrn nachfolgende vielzählige Menge letztlich auf die Frage nach dem Ursprung allen Seins ab :Joh. 6,5:, denn gemäß Joh. 1,3 ist die richtige Antwort auf jegliches „Woher“ das wesenhafte Wort des Gott-Vaters, aus dem ausnahmslos alles in die Existenz gerufen wurde.
Jesus Christus ist die latente und offenbarte Quelle jeder Existenz. Er ist der Ursprung des Fortbestands des Daseins und der Energie- und Lebenserhaltung aller Dinge und Wesen.
Alles wurde bei der Urschöpfung aus ihm durch „Geburt“ hinausgegeben, um dadurch, vom Sohn äußerlich getrennt, sein die Schöpfung seiendes Gegenüber zu bilden.
Dieses „Daseiende“ (die ursprüngliche Erschaffung) durchlief in der jetzigen Schöpfung einen fortwährenden Teilungsprozess, sodass es immer differenzierter und vielzähliger wurde :1.Mose 1,4+7+9+14+20+24+27:.
Diese äußere Mehrung war jedoch lediglich die sichtbare Ausprägung des ursprünglichen, „samenmäßigen“ Vorhandenseins der Welt in ihrem wesenhaften Ursprung, aus dem sie einst hervorging.
Die Vorstellung, Gott habe die Welt wie ein Zauberkünstler aus dem Nichts ins Dasein gerufen, das All sei vorher nicht in ihm selbst vorhanden gewesen, sondern plötzlich existent geworden, ist falsch.
Da im weiteren Sinne alles aus dem Gott-Vater hinauskam :Röm. 11,36:, aus ihm jedoch allein der Sohn geboren wurde :Ps. 2,7; Joh. 1,18:, ist es logisch, dass die Schöpfung innerhalb des Sohns aus Gott hinausgegeben wurde, sodass sie in die Existenz kam, als sie der Sohn, den Vater nachahmend :Joh. 5,19:, ebenfalls aus sich hinausgab.
Aus dem Nichts kann nichts kommen!
Das Dasein muss einen existenten Ursprung besitzen und dieser kann kein anderer sein, als derjenige, der es in einen Werdeprozess bringt, um, in dem aus ihm Gewordenen, selbst in Intensität zu werden.
Dieser samenmäßige Ursprung und das Ziel jeden Wachstums ist Gott. Der „Allseiende“ ist die Quelle des Seins :Joh. 1,3:.
Ebenso wie die äußere Mehrung der Schöpfung durch Differenzierung („Teilungen“), verhält es sich bei der unbeschränkt gegebenen Mehrung von Brot und Fisch in Joh. 6,5-15 :Joh. 3,34:.
(Genau genommen, steht hier im Urtext nichts von „Fisch“ geschrieben, sondern lediglich von „Rationen“, also Zuteilungen :Joh. 6,9+11:.)
Jesus Christus, die Lebensquelle allen Seins, war der Ursprung einer Unmenge an Brot und Fisch.
Er erschuf diese Nahrung nicht aus dem Nichts, sondern sie ging aus den fünf Gerstenbroten und den zwei (Fisch-) Rationen hervor, die ursprünglich einem kleinen Knaben gehörten.
(Nichts ist nichts und bleibt nichts, und es wird niemals etwas sein.
Es hat keine Existenz, sondern ist lediglich deren Verneinung. „Nichts“ ist ein Hirngespinst. Ein Schöpfen aus dem Nichts ist deswegen ein denkwidriger Unsinn.)
Der von Gott Entsandte schöpft und belebt durch die aus ihm fließenden Geistreden des himmlischen Vaters das unbeschränkt Gegebene der Existenz :Joh. 3,34; Joh. 6,14:.
Da ohne das Wort des Vaters kein einziges Ding existiert, das erschaffen ist :Joh. 1,3:, muss die überaus große Menge an Nahrung für diejenigen, die dem Herrn nachfolgen aus dieser Rede Gottes stammen, d. h. sie materialisierte sich aus dem wesenhaften Wort heraus (in welchem sie latent vorhanden war), sodass das Wort in ihr „Fleisch“, d. h. sinnlich wahrnehmbar konkret wurde.
Nicht das „Nichts“ ist der Ursprung des Seins, sondern der Sohn Gottes und Schöpfer, der das Wort in Person ist.
Laut dem gegenwärtigen Stand des Irrtums der sogenannten Wissenschaft explodierte das Sein bei einem 13,8 Milliarden Jahre zurückliegenden „Urknall“ aus einem singulären Nichts (eine Singularität ist nulldimensional, sie bietet also weder Raum noch Zeit für Materie oder Energie) und entwickelte sich durch „Zufall“, den Naturgesetzen der Thermodynamik zum Trotz, zu einer unüberschaubaren Vielzahl an Ordnungen, die in der Entwicklung des Lebens ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht.
Dieses „wissenschaftliche“ Denken ist an Absurdität nicht zu überbieten, denn ein „Nichts“ kann weder etwas enthalten, explodieren, noch eine Existenz hervorbringen, schon gar nicht ein Dasein, das in einer unfassbar wunderbaren Ordnung funktioniert und interagiert.
Die einen „großen Knall“ habende Welt kennt das im Anfang auf Gott ausgerichtete seiende Wort nicht. Sie liebt das nichtige Nichts.
Inzwischen nehmen die „blinden Blindenführer“ immerhin an, dass das Weltall vor dem angeblichen Urknall als ein „Quantenpotential“ existierte, was zumindest eine kleine Ahnung der biblischen Wahrheit darstellt, aber dennoch verkennt, wer diese Quelle allen Seins in Wirklichkeit ist.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.