06.11.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{29} Jesus erweckt Lazarus zum Leben (Teil 1/2: Joh. 11,1-35)
Als nun Jesus sah, wie sie weinte, und wie die Juden, die mit ihr gekommen waren, weinten, ergrimmte er im Geiste und wurde bewegt (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 11,33 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
In den Augen des Herrn war die Trauer um Lazarus ebenso falsch wie das Entsetzen in den Herzen seiner Jünger darüber, dass er von ihnen weggehen würde.
In beiden Fällen lag ein Mangel an Glauben an die Macht des Gott-Vaters vor, das Lebenslicht über den Tod siegen zu lassen, sodass Jesus über diesen unerlösten Zustand der Menschen zornig wurde und sich darüber aufregte.
Siehe hierzu auch das im wahrsten Sinne des Wortes „fragwürdige“ Schluchzen Magdalenas am Grab Jesu, das dem Schluchzen der mit Lazarus‘ Schwester gemeinsam trauernden Juden entspricht :Joh. 20,11+13+15:.
Der Unmut Jesu über das Unverständnis derer, die nicht über den Tellerrand des Irdischen hinausblicken können, kommt auch darin zum Ausdruck, dass er „im Geist“ bewegt wurde, als er seinen Jüngern ankündigte, einer aus ihrem Kreis werde ihn verraten.
Es waren die schluchzenden Juden, an denen der Herr Anstoß fand.
Die ungläubigen „Eigenen“ begriffen nicht, was in Wirklichkeit geschah und lieferten Jesus an die Römer aus.
Dargestellt werden diese Juden im verfinsterten Judas, der ironischerweise als einziger wusste, von wem der Sohn Gottes sprach, als er ankündigte, an die Juden ausgeliefert zu werden.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.