28.12.2019 | "Nicht ich, sondern Christus in mir" (Johannes Lohmann) | In „Verschiedene Themen“ | von Freddy Baum
Bedeutet das "Nicht ich..." eine Aufhebung der Persönlichkeit, eine Auflösung der Seele ins Nichts, ins All, in Gott? Im Gegenteil, es bedeutet eine "neue Schöpfung" (2. Korinther 5, 17), ein Umgestaltetwerden in das Ebenbild des Sohnes Gottes, ein Heranwachsen zum vollkommenen Mann nach dem Maß der vollen Größe Christi (Epheser 4, 13). Es bedeutet, mit dem Sohn zu sitzen auf Seinem Thron (Offenbarung 3, 21), Sein Angesicht zu sehen, Seinen Namen an der Stirn zu tragen, Ihm zu dienen, mit Ihm zu regieren, an all Seinem Tun teilzuhaben, vollkommene Gemeinschaft des Geistes und der Liebe mit dem lebendigen Gott.
Oder bedeutet das "Nicht ich ..." ein Unberührtbleiben von allem Sein und Geschehen um mich her, eine Art höherer Gleichgültigkeit? Wie ganz entgegen wäre das dem Wesen Gottes! (Vgl. Jeremia 31, 20; Lukas 15, 10. 20; Johannes 16, 33 u. a.) Wie fremd dem Lamme Gottes!
Oder bedeutet das "Nicht ich..." dass "ein höheres Selbst von einem niederen Ich befreit" wird? Nein, der ganze Mensch ist tot (Epheser 2, 1ff.; Kolosser 2, 13), das "höhere Selbst" wie das "niedere Ich" verurteilt (Philipper 3, 7ff.; 1. Korinther 1, 19). Wie der ganze Christus an unserer Statt zum Fluch geworden ist (Galater 3, 13; 2. Korinther 5, 21), so ist auch der ganze Mensch unter dem Urteil der Verdammnis (Römer 5, 18), unter dem Fluch Gottes.
"Ich bin mit Christus gekreuzigt" umfasst das ganze Ich (Römer 3, 10ff.); alle erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes, sondern werden geschenkweise gerecht aus Seiner Gnade durch die Erlösung, die in Christus Jesus geschehen ist, welchen Gott gesetzt hat zu einem Sühnopfer durch den Glauben an Sein Blut.
Wo bleibt nun der Ruhm? Er ist ausgeschlossen. Das war ja das Wesen des Gesetzes, das "höhere Selbst" vom "niederen Ich" zu befreien ("du sollst nicht begehren"). Das Ich hat seine Stütze im Gesetz, das sich an die Leistungsfähigkeit des "höheren Ich" wendet ("du sollst"). Die Erlösung, die in Christus Jesus geschehen ist, hat das alles summarisch über Bord geworfen (Matthäus 9, 16), hat den ganzen Menschen gekreuzigt und auferstehen lassen einen neuen Menschen (Kolosser 2, 12ff.).
So sucht der Teufel immer wieder ein Hintertürchen für das Ich und hofft, wenigstens noch ein Teilchen des Ich zu retten, damit sein Werk an Adam (1. Mose 3, 4-5) nicht zunichte werde. Und kann er es auf all diese Weise nicht, dann redet er den Menschen ein, dass sie im Jenseits noch ihr Ich heiligen und vollenden können, um so das Werk Christi zunichte zu machen und als unvollkommen hinzustellen (vgl. Hebräer 10, 11-25; 9, 7f.; 2. Korinther 5, 10). Aber auch jenseits des Todes in der Ewigkeit gilt nichts, als was hier auf Erden "in der großen Trübsal" durch das Blut des Lammes ausgewirkt wurde (Offenbarung 7, 13-17).
Manche wollen in dem Gekreuzigtsein des Ich, in der Ausschaltung des Eigenwirkens, in der "Ruhe des Volkes Gottes" eine faule Passivität, einen unfruchtbaren Quietismus, ein träges Nichtstun sehen. Im Gegenteil: Alles Wirken des Ich ist unfruchtbar, dem Tode geweiht (auch wenn es angeblich "mit Hilfe Gottes" geschieht), während in dem Mitgekreuzigtsein und Mitgestorbensein Raum gemacht ist für das mächtige Wirken Gottes in uns und durch uns (Johannes 14, 10; Philipper 3, 7-11; Epheser 1, 18ff.; Kolosser 2, 8ff. u. a.). Das ist eben die "Ruhe", dass wir nicht mehr durch das Ich wirken, sondern Gott in uns alles wirkt.
Ich danke Dir, mein Herr und Gott, Jesus Christus, dass Du alle meine Werke in Deinem Tod getötet hast - sie sind alle schlecht, alle faul - und mich zum Organ Deiner Werke gemacht hast!
3a Das Ich-Leben als Tod des wahren Lebens (1)
3b Babel (2)
3c "Ich bin der Herr, mein Gott!" (3)
3d Das Ich als Selbstsucht und Selbstliebe (4)
3e Das Ich als Verzagtheit und Unglaube (5)
3f Das Ich auf dem Thron der Selbstgerechtigkeit (6)
3j Was bedeutet "Nicht ich"? (10)
3k Die Befreiung des Sklaven (11)