05.12.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{30} Maria salbt Jesus (Joh. 11,55-Joh. 12,11)
Beginn der Mikrostruktur {30} Maria salbt Jesus (Joh. 11,55-Joh. 12,11)
Es war aber das Passah der Juden nahe. Und viele aus der Gegend gingen vor dem Passah nach Jerusalem hinauf, um sich zu reinigen. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 11,55 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Vor dem Passah-Fest 32 n. Chr. stieg die vielzählige Menge der Juden nach Jerusalem hinauf, um sich zu läutern.
Textlich strukturell ist dieser Hinaufstieg damit verbunden, dass Jesus 31 n. Chr. in der Weihestätte anlässlich des Einweihungsfestes (Läuterung des Tempels „Chanukka“) wandelte.
Die rituelle Selbstläuterung der Juden an Passah ist das Gegenstück zur Läuterung durch den Opfertod Jesu, denn nun war die Stunde gekommen, in der er zum Vater gehen würde.
Der Fokus der großen Menge verschob sich weg von der Jerusalemer Weihestätte, hin zu Jesus, denn als die Menschen hörten, dass er in die Stadt gekommen war, nahm sie ihn jubelnd in Empfang. Auch die nach Jerusalem kommenden Griechen (hellenisierte Nichtisraeliten des damaligen Römischen Reichs) zog es zum Herrn.
Offensichtlich bilden die von Jerusalem für die Juden angebotene Läuterung und die von Jesus durch sein Wort vollbrachte Reinheit seiner Jünger einen Kontrast.
Die Hinwendung zum wesenhaften Tempel Gottes, zum himmlischen Lamm, dass die Sünde der Welt „weghebt“, und der Empfang seiner Heiligkeit stehen der Reinheit des irdischen Passah inhaltlich gegenüber, denn Jesus wurde für diejenigen, die an ihn glauben auf Golgatha zum großen Passah Gottes :1.Kor. 5,7:.
Auch wenn es den Menschen nicht bewusst war, bekam bereits die Vorbereitung auf das Fest eine höhere Dimension:
Nicht das rituelle Wasser Jerusalems, sondern das Wort Jesu reinigte und bereitete auf das wesenhafte Passah vor :Joh. 13,10+11:.
Joh. 11,55 hat auch damit zu tun, dass Jesus im Verborgenen nach Jerusalem kam, als seine ungläubigen leiblichen Brüder kurz vor Beginn des Laubhüttenfestes 31 n. Chr. dorthin gingen.
Damals hatten ihn die Juden dort ebenfalls gesucht, d. h. den Herrn nicht sofort gesehen, was sich vor dem Passah 32 n. Chr. darin zeigt, dass selbst einige Hellenen zum Fest hinaufstiegen und Jesus zu sehen wünschten.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.