06.11.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{29} Jesus erweckt Lazarus zum Leben (Teil 1/2: Joh. 11,1-35)
Die Jünger sprechen zu ihm: Rabbi, eben noch haben dich die Juden zu steinigen gesucht, und du begibst dich wieder dorthin? (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 11,8 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Joh. 11,8 zeigt, dass die Motivation des Herrn, an seinem „Ort“ zu bleiben von den Jüngern möglicherweise missverstanden wurde, denn als er ihnen ankündigte, nach Judäa gehen zu wollen, brachten sie ihre Furcht zum Ausdruck, dass ihn dort die Juden steinigen würden.
Sehr wahrscheinlich meinten sie, dass Jesus sich ebenfalls vor den Juden fürchtete und aus diesem Grund nicht sofort zu seinem im Sterben liegenden Freund geeilt war.
Dem Herrn waren jedoch die Dinge, die auf ihn zukommen würden bekannt.
Jesus wusste aber nicht nur, dass ihn die Juden zu töten suchten, sondern ihn, nach seinem Tod, auch seine Jünger suchen würden.
Sein Weggang zum Judäa des finsteren irdischen Jerusalem entspricht seinem Abschied, um zum himmlischen Ort des Vaters zu gelangen in einer Kontrastparallele.
Hierbei geht es um ein und denselben Prozess des Sterbens mit dem Ziel des wesenhaften Lebens.
Des Herrn Kreuzesweg der Tiefe ist sein Weg nach oben.
Weil die Lebensherrlichkeit Gottes aus dem Hinabstieg in den Tod kommt, musste auch Lazarus sterben :1.Kor. 15,36:.
Rein irdisch ausgerichtete Menschen können diesen Zusammenhang nicht wahrnehmen. Sie sehen nur die Gefährdung des biologischen Lebens und wollen es bewahren. Der Weg zum himmlischen Leben ist für sie Unsinn.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.