06.11.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{29} Jesus erweckt Lazarus zum Leben (Teil 1/2: Joh. 11,1-35)
Jesus antwortete: Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wenn jemand bei Tage wandelt, so stößt er nicht an, denn er sieht das Licht dieser Welt. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 11,9 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Laut Joh. 11,9+10 bedeutet die Fähigkeit, das Licht der Welt erblicken zu können, dass es bereits in demjenigen vorhanden ist, der hinaufblicken kann.
Der Sehende wird eins mit dem, den er erblickt, sodass dessen Licht selbst dann in ihm leuchtet, wenn ihn die Finsternis der kosmischen Nacht umgibt.
Deshalb stößt er in deren Autoritätsbereich nicht an, denn seine Augen erleuchten den Weg. Er fürchtet die Welt nicht.
Wer den lebenden Sohn Gottes schaut, erblickt ihn als das Licht des Tages.
Da die Welt jedoch das Licht nicht als von oben kommend in Empfang nimmt, bleibt sie in der Finsternis des Todes gefangen und kann deshalb das wesenhafte Leben, Jesus Christus, nicht wahrnehmen.
Nur die Lebenden schauen den Lebenden; nur das, was selbst Licht ist, nimmt das Licht wahr.
Allein ihnen wird die Wesenseinheit mit dem Sohn und dem Vater geschenkt.
Derjenige, der sich im Dunklen befindet, stößt sich hingegen am Licht der Welt.
Dem Judas gleich, kommt er aus dem Bereich des Tages hinaus und wandelt in der Nacht des irdischen Jerusalem. Da er die Finsternis erblickt, wird er eins mit ihr.
Sein Herz ist selbst dann umnachtet, wenn er sich im wahren Ort des Lichtes aufhält.
Joh. 5,35 [D143] <Joh. 8,7*> Joh. 11,9 [D144]
Joh. 5,35 Jener war die d brennengemachte und scheinende Leuchte, ihr aber, ihr wolltet Frohlocken haben – nur zu einer Stunde hin – in seinem d Licht. (143)
Joh. 11,9 Da antwortete JESuU´S: Sind nicht zwölf Stunden des Tages? So jemand in dem Tag wandelt´, stößt* er nicht an*, da er das Licht des dieses Kosmos erblickt; (144)
Um den vorliegenden Versvergleich besser verstehen zu können, muss klar sein, dass die finstere Stunde Babylon-Jerusalems :Offb. 18,10+14+17: endzeitprophetisch dieselbe ist, in der der wiederinkarnierte Täufer Johannes, als einer der beiden Zeugen Jesu, in dieser großen Stadt als eine Leuchte Jesu erneut scheinen wird :Joh. 5,35; Offb. 18,23:.
(In Offb. 18,8 wird die Stunde als „Tag“ bezeichnet. Es handelt sich aber um dieselbe 3 ½-jährige Zeit der Finsternis der Stadt Babylon bis zu ihrem Untergang.)
Die kosmische Finsternis und das Licht Gottes werden also in dieser Nachtwache „Hahnenschrei“ nebeneinander in derselben Stadt existieren, wie dies auch zu Lebzeiten Jesu als Mensch der Fall gewesen war, als das Licht Gottes inmitten des Babylon-Kosmos leuchtete und von der nächtlichen Hure verfolgt und angeklagt wurde.
Der „Kosmos“ ist anwesend, er wandelt aber nicht im Licht des sich in ihm befindenden Tages. Er ist verfinstert und blind, weil er das in ihm leuchtende Licht nicht erblickt :Joh. 11,9:.
Da in Joh. 5,35*Joh. 11,9 die eine Lichtstunde des Täufers bis zu seinem Tod den 12 Stunden des Christus-Tages (Lichtzeit eines Gesamttages von 24 Stunden) gegenübergestellt wird, entspricht Johannes dem Herrn Jesus.
Die Begegnung des Lichtes der Welt mit der Sünderin und die daraus resultierende Belebung der Frau, d. h. die Rettung vor Sünde und Tod, erfolgen in der Mitte der zwölfstündigen Lichtfrist des Christus-Tages, nämlich in der 6. Stunde, d. h. an Punkt „Mittag“, wenn das Licht der Welt im Himmel seinen höchsten Stand erreicht :Joh. 4,6ff:.
(Wie oben erklärt, ist dieser Moment zugleich die Mitte der Finsterniszeit Babylons.)
„Hier“ richtet sich das Lebenslicht auf, um die Sünder vor dem Urteil der verfinsterten Satanischen zu retten und ihnen das „ewige“ Leben zu geben :Joh. 8,7:.
In der gegenwärtigen Endzeit erfüllt sich dieses Geschehen in der Mitte der 3 ½ prophetische Jahre währenden Nachtwache „Hahnenschrei“, wenn die Christus-Sonne auf einem weißen Kriegspferd im Himmel gesehen werden wird :Offb. 19,11ff: und die 7 Kriegsposaunen Gottes nach einer halben Stunde des Schweigens zu erschallen beginnen :Offb. 8,1ff:.
(Im Kontext der hier folgenden Erklärung, versteht man die doppelte Erwähnung des Begriffs „stehen“ in Apg. 15,7 besser.)
Ab der Mitte der Nachtwache „Hahnenschrei“ bleibt Babylon-Jerusalem nur noch eine halbe Stunde bis zum feurigen Ende, also 630 Tage, das ist die Hälfte der 3 ½ prophetischen Jahre dieser Stadt.
Da die 3 ½ Jahre der „Stunde“ Babylons 42 prophetische Monate á 30 Tage sind und etwa 42 Jahre im Vergleich zu einem 1000-Jahre währenden Weltzeittag einer Weltzeitstunde entsprechen (1000 : 24 = 41,7), ist es möglich, die 3 ½ Jahre währende Stunde des endzeitprophetischen Babylon-Jerusalem als 42 Jahre zu deuten.
Allerdings werden diese 42 Jahre auf die „Endzeit“ im 1. Jahrhundert n. Chr. bezogen, als die letzte Stunde Babylon-Jerusalems 28 n. Chr. begann und bis 70 n. Chr., dem Zeitpunkt der Zerstörung dieser Stadt und ihres Pseudotempels, reichte :1.Joh. 2,18:.
Wenn man jedoch weiß, dass analog hierzu in der Mitte der 3 ½ Jahre währenden Stunde des endzeitprophetischen Babylon-Jerusalem Christus im Himmel als das in Gerechtigkeit kämpfende Wort Gottes gesehen werden wird und zu diesem Zeitpunkt die 7 Kriegsposaunen zu erschallen beginnen, lässt sich das Jahr 49 n. Chr. als die diesbezügliche Entsprechung identifizieren, denn es bildet die Mitte der letzten (42-jährigen) Stunde Jerusalems.
Zu diesem Zeitpunkt endete das geistliche Schweigen Gottes, denn Paulus, der sich damals noch im Fleisch der Menschen befindende Personalengel Jesu :Offb. 1,1:, schrieb in diesem Jahr den Galaterbrief, also den ersten von 7 Briefen, die den 7 Endzeitposaunen entsprechen.
Außerdem fand zu dieser Zeit das Apostelkonzil in Jerusalem statt, in dem es darum ging, den Nationen das mosaische Gesetz nicht aufzuerlegen, sodass das Schweigen auch in dieser Hinsicht endete und die geistliche Kriegsführung durch das himmlische Wort der Gnade begann.
Nach einer langen Zeit des Wartens und Schweigens (siehe auch das Schweigen in Apg. 15,12+13 und in Joh. 8,6) ergriff der Sohn Gottes in seinen Leibesgliedern das Wort gegen die listige babylonische Hure „Sinai“ :Apg. 15,1+5: (irdisches Jerusalem :Gal. 4,25:) und für die geheiligte himmlische Braut Zion : Apg. 15,7-9; Joh. 8,7; Gal. 4,26:.
(Der Galaterbrief des Paulus stellt diesbezüglich eine sehr laute Endzeitposaune dar! Er ist einer der 7 Donnerstimmen des Personalengels Jesu :Offb. 10,3+4:.)
Für Babylon-Jerusalem blieb noch eine halbe Stunde (21 Jahre) bis zu ihrem feurigen Ende im Jahr 70 n. Chr.. Aus dieser gesetzlichen „Ägypterin“ wurde herausgerufen :Offb. 11,8:.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.