29.01.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{31} Der triumphale Einzug Jesu in Jerusalem (Joh. 12,12-50 – Teil 2: Joh. 12,31-50)
Da sprach Jesus zu ihnen: Noch eine kleine Zeit ist das Licht bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht noch habt, damit euch die Finsternis nicht überfalle! Wer in der Finsternis wandelt, weiß nicht, wohin er geht. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 12,35 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
In seinem Tod auf Golgatha, ging der Menschensohn, d. h. das Licht der Welt, weg. Dieses Geschehen ist das Gegenteil der Auferstehung der „Sonne“ Gottes.
Die Dunkelheit der Nacht vereinnahmt alle, die nicht zusammen mit dem Licht wandeln, sodass sie nicht wissen, wohin sie weggehen, denn die Abwesenheit des Christus gleicht dem Verschwinden der Sonne, sodass man ohne Jesus von der Finsternis „herabgenommen“ (DÜ) wird.
Aus dem inhaltlichen und textlich-strukturellen Gegensatz des Weggehens Jesu in den Tod (und, von dort hinauskommend, hinauf zum Licht des himmlischen Vaters) und des Weggehens derer, die durch sein Licht nicht in ihrem Lebenswandel auf die kommende Finsternis vorbereitet wurden, ergibt sich, dass sie in den Tod weggehen, wohin sie die Finsternis hinabnimmt.
Die geistliche Dunkelheit wird in der äußeren Nacht angedeutet, die noch vorherrschte, als Maria am Sabbatmorgen zur Gruft Jesu kam.
Der Umstand, dass Magdalena den Christus nicht sah, spiegelt sich in der Unkenntnis dessen wider, der im Finsteren wandelt, denn solange sie das auferstandene Licht Gottes nicht erblickte, befand sie sich noch in Finsternis. Ihr innerer Zustand entsprach den äußeren Gegebenheiten.
Wer Jesus nicht als den ansieht, der lebt und das wesenhafte Leben in Person ist, befindet sich selbst im Tod.
Damit er den Weg zum Gott-Vater erkennt, muss ihm die aufgegangene „Christus-Sonne“ offenbar werden, sodass auch er im Licht des Wortes Gottes weiß, wohin er weggeht, nämlich dorthin, wohin auch der Sohn Gottes wegging.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.