06.03.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{8} Nikodemus kommt zu Jesus (Joh. 3,1-21)
Denn Gott hat die Welt so geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 3,16 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Der Glauben an die Wahrheit des Wortes des Herrn beinhaltet das Wissen um den Weg der Rettung und „ewigen“ Lebensvermittlung.
Dieser besteht darin, dass der Gott-Vater seinen einziggeborenen Sohn für die von ihm geliebte Welt opferte.
Solche, die an Jesus glauben, erkennen, dass der Sohn deshalb der in den Jerusalem-Kosmos kommende Prophet und Erlöser der „Jerusalem-Welt“ ist, weil er sich vom Gott-Vater stellvertretend für die Welt in den Tod geben ließ.
Durch dieses Opfer konnte der ideale Wein Jesu in „Kana“, also die den Durst für immer stillenden Lebenswasser jenseits des „Brunnens Jakobs“ gegeben werden, sodass die Menschen fortan nicht ins Verderben gehen müssen.
Diese Bewahrung der Gläubigen vor ihrer Verdammnis in den Tod zeigt sich symbolisch darin, dass die bei der Speisung der vielzähligen Menge übriggelassenen vielen „Brocken“ zusammengetragen wurde. Nichts davon verdarb.
Die Bewahrung der Menschen davor, verloren zu gehen wird auch in der Rettung des Sohns des königlichen Beamten Kapernaums dargestellt, denn der Knappe stand kurz davor, zu sterben.
Tiefer gesehen geht es in diesem Bild also um die Rettung der Söhne Gottes, die an den Namen Jesu und die Wahrheit seines Wortes glauben, also darauf vertrauen, dass Gott seinen eingeborenen Sohn für sie gab.
Durch das an sie ergehende himmlische Vater-Wort Jesu gesunden die Schwachen und werden aufgerichtet, d. h. sie erstehen zu einem neuen Leben.
Joh. 1,9+10 [D41,42] <Joh. 1,51*> Joh. 3,16+17 [D41,42]
Joh. 1,9 Dieses war das d wahrhaftige Licht, wdas alljeden Menschen erlichtet, kommend hinein in den Kosmos*.
Joh. 1,10 In dem Kosmos war er, und der Kosmos ´wurde seinetwegen, und der Kosmos nahm* ihn nicht zur ´Kenntnis*. (41,42)
Joh. 3,16 Denn also liebt der Gott den Kosmos*, sodass er den d alleiniggewordenen Sohn gab, auf dass alljeder hin ihn Treuende* sich nicht gänzlich* ´weglöse*, sondern „ewiges“ Leben habe.
Joh. 3,17 Denn nicht schickte* der Gott den Sohn hin den Kosmos*, auf dass er den Kosmos richte*, sondern auf dass der Kosmos durch ihn gerettet werde. (41,42)
Im vorliegenden Verspaar wird die Ankunft des wesenhaften Lichtes in die Welt aus zwei unterschiedlichen Perspektiven betrachtet.
Auf der einen Seite wird die sehr beschränkte Sicht des Irdischen gezeigt :Joh. 1,9+10:, während Joh. 3,16+17 hierzu eine himmlische Ergänzung darstellt, also die überragende Sicht des Gott-Vaters auf dasselbe Geschehen betrifft.
Die Welt hat kein Licht und kann deshalb das Himmlische des göttlichen Lichts nicht sehen.
Ohne die Erkenntnis dessen, an den die Welt hätte glauben können (Jesus), ist ihr ein solcher Glaube grundsätzlich unmöglich.
U. a. deshalb nahm der finstere Jerusalem-Kosmos das aus dem Himmel kommende Licht überhaupt nicht an :Joh. 1,5:.
Warum kam das wahre Licht in den Kosmos („Jerusalem-Welt“) :Joh. 1,9:?
Weil es vom Vater in die Welt entsandt wurde :Joh. 3,17:.
Die Ausrichtung des wahren göttlichen Lichtes auf die „Welt“, seine Ankunft im Jerusalem-Kosmos, ermöglicht, dass sich die Erretteten auf den Sohn ausrichten können.
Es wird ihnen geschenkt, an ihn zu glauben. Diese Orientierung entspricht dem Hinauf- und Hinabstieg der Himmelswelt auf den Menschensohn zu.
Bezeichnenderweise steht hier der Himmel in einem scharfen Kontrast zum „Kosmos“ (Welt).
Dies ist der Gegensatz zwischen dem jetzigen irdischen Jerusalem-Kosmos und der zukünftigen himmlischen Braut Christi, also der Unterschied zwischen solchen, die völlig verloren sind und denen, die gerettet werden und das göttliche Leben haben, weil sie den erhöhten Christus sehen.
Warum war das wesenhafte Licht in der Welt :Joh. 1,10:?
Weil der Vater es schickte, um den Kosmos („Jerusalem-Welt“) durch es zu retten :Joh. 3,17:. Das Licht ist also der Sohn.
Was bedeutet es, dass die Welt seinetwegen wurde :Joh. 1,10:?
Als Schöpfer der Welt ist Christus der Urverpflichtete (wörtliche Bedeutung von „Elohim“). Als das in die Niedrigkeit des Fleisches der Menschen kommende wesenhafte Wort Gottes bestand die Aufgabe des Sohns darin, die seinetwegen erschaffene Welt (Jesus kam in die Eigenen :Joh. 1,11:) nicht zu richten, sondern sie zu retten :Joh. 3,17:.
Demgegenüber stehen Joh. 1,51, der D-Punkt von Joh. 1,9+10*Joh. 3,16+17, und das damit zeitlich und inhaltlich zusammenhängende Geschehen in Offb. 19,11ff., denn, wenn Jesus inmitten seiner himmlischen Engelherrlichkeit Stand nimmt, kommt er nicht mehr um der Rettung der Welt willen, sondern um deren Zurechtbringung im Gericht.
Dass die Welt den Sohn Gottes nicht zur Kenntnis nahm und den Herrn auf Golgatha verwarf, offenbart ihren Hass auf den Gott-Vater :Joh. 15,23:, der sich in der Liebe Gottes zur „Jerusalem-Welt“ widerspiegelt, in welcher er seinen eingeborenen Sohn opferte, um sie zu retten.
Bezeichnenderweise zeigt sich im selben Prozess des kosmisch-irdischen Hasses und der Verwerfung des wesenhaften Gnadeninstrumentes Gottes (Jesus) die himmlische Liebe des Vaters in der Opferung seines Sohnes.
Joh. 1,9+10 und Joh. 3,16+17 sind also wahrlich zwei Seiten ein und derselben Medaille!
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.