20.03.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{10} Jesus und die Frau aus Samaria (Joh. 4,3b-42)
Da kommt er in eine Stadt Samarias, genannt Sichar, nahe bei dem Felde, welches Jakob seinem Sohne Joseph gab. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 4,5 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Die samaritische Stadt Sichar mit den Wassern des Josef gegebenen Brunnens Jakobs ist eine Darstellung des irdischen Jerusalem und seiner Wasser des Teiches Bethesda.
Der Vater Jakob und sein Sohn Josef bilden hierbei die inhaltliche Entsprechung zum Vater Josef und dessen Sohn Jesus.
Diese irdischen Väter können ihren Söhnen nur irdische Wasser und einen „kosmischen“ (materiell-irdischen) Freiacker geben.
Die Gabe des himmlischen Vaters stammt jedoch nicht aus dieser Welt :Joh. 18,36:.
Zum jeweiligen Bereich der minderen Wasser (Brunnen Jakobs oder Teich Bethesda) kam Jesus in der 6. bzw. 10. Stunde, um denen, die an ihn glaubten das von oben kommende Lebenswasser Gottes zu schenken.
Joh. 3,27 [D7] <Joh. 3,34*> Joh. 4,5 [D7]
Joh. 3,27 Da antwortete JOohA´NNES und ´sagte: Nicht, ja nicht e i n e s, vermag ein Mensch zu ´nehmen, so es ihm nicht Gegebenwordenes ist´ aus dem Himmel. (7)
Joh. 4,5 [Daher kommt er hin eine Stadt* des SAMARI´A], eine SYChA´R geheißene, die nächste* seitens des Freiackers*, wden JAKOo´B seinem d Sohn d JOoSE´Ph gegeben. (7)
Die durch den heiligen Geist belebten „Wasser“ Jesu (seine Reden) wurden ihm vom himmlischen Bereich des Vaters als das Wort des neuen Bundes gegeben. Der Sohn Gottes empfing sie aus dem Mund Gottes.
Dementsprechend gab Jakob seinem Sohn Josef den sich bei Sichar (Sichem) befindende Freiacker und den sich dort befindenden Brunnen.
Dessen irdische Wasser symbolisieren das Gesetz des Alten Bundes,
Im vorliegenden Verspaar stehen sich also die dem Sohn Gottes gegebenen himmlischen Wasser und die dem Sohn Jakobs geschenkten irdischen Wasser kontrastparallel gegenüber.
Diese Analogie ist insofern interessant, weil Josef, der Sohn Jakobs, ein Typus Jesu, des Sohnes des Gott-Vaters ist.
Die Vollerfüllung dieser prophetischen Darstellung ist in ihrer Herrlichkeit unvergleichlich größer.
Jegliches Nehmen im Irdischen, im Kontext von Joh. 3,27 geht es um das Hinzukommen der Menschen zu Jesus, was einen Empfang von Herrlichkeit darstellt :Joh. 3,26:, beruht darauf, dass es zuvor aus dem Himmel gegeben wurde.
Es waren die im Sohn vollbrachten Reden des himmlischen Vaters, die dem Herrn den irdischen Zulauf der Menschen bescherten, denn durch sie zog Gott die Menschen zu seinem Sohn :Joh. 6,44:.
Die Reden Jesu strömten als lebende Wasser durch ihn aus dem Himmel in die irdische Welt.
Der wesenhaften Weisheit (Jesus ist der weiseste „Hinzufüger“, also der große „Josef“) wurden die göttlichen Wasser hinzugefügt.
Der Geist des Gott-Vaters gab dem Sohn vom Himmel her nicht „aus Maß“, sondern in einer unbegrenzten Fülle.
Hingegen sind die dem Josef gegebenen Wasser Sichars irdischer Natur. Hier fehlt das Gnadendenken des Nehmens ohne Verdienst aufgrund einer selbst erbrachten Leistung.
Den das mosaische Gesetz darstellenden Wassern Jakobs ist ein Nehmen aus einer Dimension jenseits des Gesetzes von Saat und Ernte fremd.
Menschen, die diese irdischen Wasser „trinken“, begreifen den Empfang des unerschöpflichen Geschenks Gottes nicht, denn die Annahme der himmlischen Wasser Jesu beruht allein auf der himmlischen Präexistenz dessen, der sie bekommt und darin vom Vater zum Dienst befähigt wird.
Das Nehmen des Göttlichen ist also eine Frage des himmlischen Seins und der daraus resultierenden Berufung.
Der Empfang im AT gründet hingegen auf der irdischen (genetischen) Herkunft von Abraham, Isaak und Jakob-Israel.
Die neutestamentliche himmlische Entgegennahme beruht auf der Herkunft aus Gott.
Der Brunnen Israels verleiht ein vergängliches, irdisches Erbe; der „Brunnen“ Gottes, das geistgefüllte wesenhafte Wort (Jesus Christus), vermittelt hingegen das unvergängliche himmlische Erbe.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.