28.08.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{24} Jesus, das Licht der Welt (Joh. 8,12-30)
Sie verstanden aber nicht, daß er vom Vater zu ihnen redete. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 8,27 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Wie aus Joh. 8,12-30, hervorgeht, steht Joh. 8,13 Joh. 8,27 textlich gegenüber.
Ebenso wie die Juden nicht begriffen, dass Jesus nicht nur selbst über sich Zeugnis gab, sondern auch vom Vater bestätigt wurde, der ihn entsandte :Joh. 8,13:, nahmen sie nicht zur Kenntnis, dass der Herr von Gott sprach, als er den, der ihn schickte „Vater“ nannte. :Joh. 8,27:.
Da sie den Gott-Vater nicht kannten, konnte sie dessen den Sohn betreffendes Zeugnis nicht akzeptieren und bezichtigten Jesus, die Unwahrheit zu sprechen.
Joh. 7,39 [D21] <Joh. 8,7*> Joh. 8,27 [D20]
Joh. 7,39 Dies aber sagte er betreffs des Geistes, wden zu nehmen sich* anschickten* die hin ihn Treuenden*; denn noch nicht war Geist da, da JESuU´S noch nicht beherrlicht* worden war. (21)
Joh. 8,27 Aber nicht hatten sie zur ´Kenntnis genommen, dass er in Bezug auf den Vater dies zu ihnen sagte, ja in Bezug auf den Gott. (20)
Auf beiden Seiten des Versvergleichs geht es um den jeweiligen Grund dafür, warum Jesus etwas bestimmtes zu der Menge sagte bzw. um eine nähere Erklärung dieser mündlichen Lehre.
Joh. 7,39 bezieht sich darauf, dass der Herr Stand nahm und diejenigen, die Durst verspürten dazu aufrief, zu ihm zu kommen, um aus den Strömen der aus seinem Inneren herausfließenden Lebenswasser zu trinken :Joh. 7,37+38:
Es wird erklärt, dass es sich hierbei um den Geist Gottes handelt, den die Gläubigen des Herrn im Begriff standen, zu nehmen. Dieses Geschenk werden sie dadurch erhalten, dass der Sohn verherrlicht wird :Joh. 7,39:.
Die Stunde der Erhöhung und Verherrlichung des Sohnes Gottes war noch nicht gekommen :Joh. 8,20; Joh. 12,23ff; Joh. 13,1:. Der Geist der Wahrheit konnte nur dann zu ihnen herabsteigen, wenn der Herr wegkam. Sein Fortgang war die unbedingte Voraussetzung hierfür :Joh. 16,7:.
In Joh. 8,27 heißt es, dass die Menschen nicht begriffen, dass der Sohn in Übereinstimmung mit dem Anfang (= Vater :Joh. 1,1:) zu ihnen sprach, d. h. sein Lichtwort das Lebenswort des Gott-Vaters war :Joh. 8,25+26:.
Im vorliegenden Versvergleich entspricht also der Geist dem Wort.
Das Geistwort strömt stetig nach, weil es aus Gott stammt. Jesus spricht, was er vom Vater gehört hat. Das himmlische Gotteswort fließt durch ihn im Geist des Vaters hindurch und gelangt in die Herzen der hörenden Menschen.
Wenn beide Seiten von Joh. 7,39*Joh. 8,27 zusammengeführt werden, bedeutet dies, dass der Geist des Vaters in Verbindung mit seinem Wort aus dem Sohn fließt, dieses „Wort-Wasser“ belebt und jeden in das „ewige“ Leben führt, der es in sich aufnimmt.
In Joh. 7,39 spricht Jesus über den Geist, in Joh. 8,27 tut er es in Hinsicht auf den Gott-Vater. Daraus ergibt sich, dass der Geist und der Vater eins sind. Der Geist ist ein Teil des Vaters.
Ebenso wie das Wort des Sohnes nicht sein eigenes Wort ist, sondern das Wort des Vaters :Joh. 8,26:, ist auch sein Geist der des Vaters. Der heilige Geist ist die persönliche Wesenshälfte des Gott-Vaters, nicht die des Sohnes.
Das Lebenswort des Gott-Vaters strömt aus dem sich aufrichtenden, d. h. zum Leben und zur Verherrlichung auf(er)stehenden Sohn.
Es rettet seine Gläubigen vor den sich aufbrauchenden und den Durst nur zeitweilig stillenden Todeswassern der Gesetzischen :Joh. 8,7:.
Dies ist so, weil dieses Vater-Wort Jesus nicht von Menschen stammt, sondern aus Gott hinauskommt :Joh. 8,27; Joh. 3,34:.
Jesus spricht nicht nur vom Vater, sondern er spricht den Vater :Joh. 14,8+9:.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.