20.03.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{10} Jesus und die Frau aus Samaria (Joh. 4,3b-42)
Jesus antwortete und sprach zu ihr: Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten; (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 4,13 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Der vorliegende Versvergleich zeigt, dass der bleibende Durst, nachdem man aus dem Brunnen Jakobs getrunken hat, dem Fehlen des „ewigen“ Lebens entspricht, wenn man das Fleisch des Menschensohns und dessen Blut verwirft.
Demnach ist der seinem Sohn gegebene Brunnen Jakobs eine Anstatt-Quelle, ein jüdisches „Anti“ zum wesenhaften Leben. Aus Letzterem dürfen die Söhne Gottes trinken.
Aus dem Brunnen Israels zu schöpfen, befreit hingegen niemanden aus dem Tod.
Die Rettung Gottes kann also auch nicht aus einer Kombination dieser beiden grundverschiedenen Wasser bestehen, sondern sie ist ausschließlich in Jesus zu haben.
Eine solche Mischung wäre auch insofern unsinnig, weil niemand, der einmal von den geistgefüllten Wassern Jesu gekostet hat die minderen Wasser Jakobs weiterhin benötigt. Er lässt den für die irdischen Wasser bestimmten „Wasserkrug“ stehen :Joh. 4,28:.
Joh. 3,18 [D16] <Joh. 3,34*> Joh. 4,13+14 [D15,16]
Joh. 3,18 Der hin ihn Treuende* wird nicht gerichtet; der nicht Treuende* ist schon gerichtet worden, da er nicht zum Treun* gekommen ist hin den Namen des alleiniggewordenen Sohnes Gottes. (16)
Joh. 4,13 JESuU´S antwortete und ´sagte zu ihr: Alljeder Trinkende aus dem diesem Wasser, ihn wird nochmals dürsten,
Joh. 4,14 aber der Trinkende aus dem Wasser, wdas ich, ich ihm geben werde, nicht, ja nicht, wird ihn dürsten bis hin den Äon*, sondern das Wasser, wdas ich, ich geben werde, wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, des stellungwechselnden hinein in äonisches* Leben. (15,16)
Das fehlende Gericht bzw. das Kommen in das Gericht entspricht offenbar dem Umstand, dass man durch das Lebenswasser Jesu bis in „Ewigkeit“ keinen Durst mehr verspürt bzw. wegen des Trinkens aus dem Wasser des Brunnens Jakobs weiterhin durstig bleibt, weil Letzteres den geistlichen, d. h. wesenhaften Lebensmangel nur zeitweise und in seiner Wirkung bedingt („aus Maß“ :Joh. 3,34:) zu stillen vermag. Es erschöpft sich.
Derjenige, der nicht gerichtet wird, hat das ewige Leben bleibend :Joh. 3,36:.
Auf dem Gerichteten bleibt jedoch der göttlich Zorn :Joh. 3,36:.
Demnach steht derjenige, der die unvollkommenen Wasser des Gesetzes Jakob / Israels nach dem Fleisch zu sich nimmt bereits hierbei unter dem Gericht Gottes, denn als jemand, der nicht an den Namen des einziggeborenen Sohns Gottes glaubt, ist er „schon gerichtet worden“ :Joh. 3,18:.
Dies liegt daran, weil niemand die Forderungen des Gesetzes in ihrer Gänze erfüllen kann, sodass diese „Reden“ des Alten Bundes den „Lebensdurst“ nach dem Wesenhaften nicht bleibend zu stillen vermögen und deshalb zwangsläufig in Gericht und Tod führen müssen.
Wer aus den Wassern Jakob-Israels nimmt, steht also permanent unter dem Gericht Gottes.
Die in einer maßlosen Fülle gegebenen Geistreden dessen, der von Gott entsandt wurde :Joh. 3,34: führen hingegen zum Glauben an seinen Namen.
Jesus wurde nicht zum Gericht, sondern zur Rettung entsandt :Joh. 3,17:.
Diese Rettung erfolgt durch das Trinken seiner Gnadenwasser und das Nehmen seines Blutes und Leibes (Wein und Brot).
Der Glaube an Jesus ist das Ziel der Reden Gottes :Röm. 10,17:.
Also vermitteln diese Wasser der Gnade dem, der an sie glaubt bereits jetzt das „ewige“ Leben, und er kommt nicht ins Gericht.
Deshalb bedarf er nicht mehr der Wasser aus dem „Brunnen Jakobs“.
Er verspürt nach ihnen fortan kein Verlangen mehr, da er einen anderen, höheren Glauben und einen besseren Bund besitzt :Hebr. 7,22; Hebr. 8,6; Hebr. 12,24:.
Die Menge der wesenhaften Wasser Gottes ist so groß und unerschöpflich, dass derjenige, der an Jesus glaubt zu einer „nicht aus Maß“ handelnden Quelle des „ewigen“ Lebenswassers wird :Joh. 3,34; Joh. 4,14, ohne deshalb selbst einen Mangel zu erleiden.
Vielmehr wird dieser Gläubige in der herrlichen Fülle des heiligen Geistes umso mehr anwachsen, je mehr Wasser Jesu aus ihm hervorsprudelt und wegfließt.
Er verspürt keinen Durst, denn die allgenügenden Wasser Gottes fließen stetig in ihn hinein und aus ihm hinaus. Sie erschöpfen sich nicht.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.