22.04.2024 | 22c Hiob als ein Christusdarsteller | Hiob und der Sinn des Daseins | In „Verschiedene Themen“ | von Freddy Baum
Hiob und der Sinn des Daseins —
Der Name Hiob kann aus dem Hebräischen entweder mit „Feind“ oder „Befeindeter“ (also jemand, der feindlich angegangen wird) übersetzt werden.
Er wird von „ojeb“ (Feind; Feind sein) abgeleitet und kommt in den Psalmen gehäuft vor. Laut F.H. Baader deutet „ojeb“ semantisch auf jemanden hin, der irgendetwas lärmend (lautstark) verlangt.
Im Griechischen heißt Feind „echtros“, was wörtlich „zu Tilgendes Habender“ bedeuten soll, also jemanden bezeichnet, der seine Schuld nicht begleichen möchte.
Weil viele Christen den Begriff „Feind“ mit dem sie im Himmel lautstark verklagenden Satan assoziieren :Offb. 12,10; 1.Petr. 5,8:, liegt die Vermutung nahe, dass Hiob tiefer gesehen ein Satandarsteller sein könnte, nämlich in dessen Gegnerschaft und Anklage Gott gegenüber.
(Siehe Mt. 13,25+39, wo der Teufel in einem Gleichnis als ein die Welt subversiv verderbender Feind Gottes auftritt.)
Da Hiob aber überaus gottesfürchtig und gläubig gewesen war und auf der einfachen Ebene der Geschichte von Satan (Ankläger) angegriffen wurde :Hiob 2,4-6:, kann diese Annahme nicht stimmen.
Auch eine Deutung Hiobs als ein typologisches Bild des wesenhaften Todes (letzter Feind :1.Kor. 15,26:) ist fragwürdig, denn Satan würde in Hiob gewissermaßen den „Tod“ bedrängt haben, was eine Spaltung und damit Schwächung seiner eigenen Kraft bedeutet hätte :Mt. 12,26:.
Die Übersetzung des Namens Hiob mit „Befeindeter“ ist also passender, zumal Hiob durch viele Nöte gehen musste, weil der anklägerische Satan, der Feind seines Gottes und damit auch sein eigener Feind, ihn feindlich anging. Hiob war also ein zum Feind gemachter Befeindeter.
Dies weist unverkennbar auf Jesus Christus hin, der laut 2.Kor. 5,21 auf Golgatha zur Verfehlung in Person gemacht wurde, da er sich dort (selbst ein völlig schuldloser vollendeter Mann :Hebr. 4,15; Eph. 4,13:) die Sündenlast der gesamten Welt auferlegen ließ und sie sich dadurch persönlich aneignete. (Elberfelder Übersetzung)
Hebr. 4,15 (EÜ)
Denn wir haben nicht einen Hohen Priester, der nicht Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem in gleicher Weise ⟨wie wir⟩ versucht worden ist, ⟨doch⟩ ohne Sünde.
2.Kor. 5,21 (EÜ)
Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit wurden in ihm.
Weil Jesus die Sünde der gesamten Schöpfung am Kreuz nicht nur heroisch für uns stellvertretend :1.Petr. 2,24:, sondern völlig schmachvoll als seine eigene Verfehlung annahm, sich also mit ihr identifizierte, d. h. zum Täter jeglicher Schuld wurde, war er zur am Schandholz verfluchten Schlange, d. h. zu einem in diesem Moment das Gericht gerechterweise verdienenden Feind („Hiob“) Gottes geworden :Joh. 3,14; Gal. 3,13:, sodass es Jahwe laut Jes. 53,5+10 gefiel (!), ihn zu zermalmen. (Elberfelder Übersetzung)
Joh. 3,14 (EÜ)
Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden,
Gal. 3,13 (EÜ)
Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist – denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der am Holz hängt!« –,
Jes. 53,5 (EÜ)
Doch er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen. Die Strafe lag auf ihm zu unserm Frieden, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.
Jes. 53,10 (EÜ)
Doch dem HERRN gefiel es, ihn zu zerschlagen. Er hat ihn leiden lassen. Wenn er sein Leben als Schuldopfer eingesetzt hat, wird er Nachkommen sehen, er wird ⟨seine⟩ Tage verlängern. Und was dem HERRN gefällt, wird durch seine Hand gelingen.
Durch den anklägerischen Satan und dessen jüdischen Leibesglieder war Jesus am „Kreuz“ (Pfahl) ein zum Feind Gottes gemachter von Menschen Befeindeter geworden :Sach. 13,7; Ps. 22,7-9+17:, worin ihn Hiob vortrefflich darstellt, denn auch bei ihm sorgte Satan agitatorisch dafür, dass von Jahwe böses Gericht ausging.
Dieses Leid hatte Hiob, der „vollendete Mann“, wie er in Hiob 1,1 genannt wird, nicht verdient, denn er war vor Gott völlig fehlerlos dagestanden und hätte von ihm deshalb eigentlich nicht wie ein böser Feind behandelt werden dürfen :Hiob 31,6ff:. (DaBhaR Übersetzung)
Hiob 1,1 (DÜ)
Ein Mann wurde im Erdland ˜UZ, °IJO´Bh war sein Name. Und der·d jener Mann wurde als vollendet und gerade befunden und ÄLoHI´M fürchtend und sich abkehrend vom Bösen.
Die Rolle, ein „Hiob“, ein „Befeindeter“, zu sein, war Hiob von Gott auferlegt worden. Jahwe hatte unverschuldetes Unglück über seinen Diener gebracht :Hiob 42,11:.
Durch das an ihm am „Kreuz“ (Pfahl) von Golgatha vollständig vollzogene Gericht Gottes hörte Jesus (der große „Hiob“, also die Vollerfüllung seines ihn im AT darstellenden Dieners) auf, „Hiob“ zu sein, denn dadurch wurde jede Rechnung beglichen, jede Schuld getilgt, sodass Satans unfriedlich lärmende gesetzliche Anklage von nun an zurecht verstummen muss :Eph. 2,15:.
Auf Golgatha brachte Jesus in sich selbst alle Feindschaft um :Eph. 2,16+17:, denn hier wurde alle Gegnerschaft (Feindschaft) angenagelt :Kol. 2,14+15:. Nachdem das Gericht vollständig vollzogen war, hörte Hiob auf „Hiob“ zu sein. Mehr noch: jegliche Art von „Hiob“ endete. (Elberfelder Übersetzung)
Eph. 2,16 (EÜ)
und die beiden in einem Leib mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz, durch das er die Feindschaft getötet hat.
Kol. 2,14 (EÜ)
Er hat den Schuldschein gegen uns gelöscht, ⟨den⟩ in Satzungen ⟨bestehenden⟩, der gegen uns war, und ihn auch aus ⟨unserer⟩ Mitte fortgeschafft, indem er ihn ans Kreuz nagelte;
Kol. 2,15 (EÜ)
er hat die Gewalten und die Mächte völlig entwaffnet und sie öffentlich zur Schau gestellt. In ihm hat er den Triumph über sie gehalten.
Sowohl bei Hiob, als auch bei Jesus Christus war es Satan, der Ankläger, gewesen, der forderte, das unerbittliche Gesetz im Gericht auszuüben. (Laut Offb. 12,10 ist es immer noch seine Lieblingsbeschäftigung, gläubige Menschen bei Gott anzuschwärzen und ihre Bestrafung zu fordern.)
In beiden Fällen hoffte Satan, durch Versuchung, Leid und Not Unglaube und Sünde bei den Dienern Gottes hervorzurufen und durch dieses Resultat sein eigenes Tun zu rechtfertigen. Und genau darum geht es im Buch Hiob.
Der fromme, selbstgerechte, aber völlig gnadenlose Geist des Anklägers, der Menschen im festen Rahmen des Gesetzes von Saat und Ernte gefangen hält, schwingt in den doch „so gut gemeinten“ theologischen Reden der drei Freunde Hiobs Elifas, Bildad und Zofar mit.
Der einzige Weg dahin, von Satan und seinem die Menschen versklavenden „Gesetz der Sünde und des Todes“ frei zu werden :Röm. 8,2:, ist die Erlösung durch denjenigen, der sich auf Golgatha zum großen „Hiob“ machen ließ, damit wir Gerechtigkeit Gottes in ihm werden :2.Kor. 5,21:, denn der Stachel des Todes ist die Sünde, aber die Kraft der Sünde ist das Gesetz, wie es in 1.Kor. 15,56 heißt :Joh. 8,31-36:. (Elberfelder Übersetzung)
Joh. 8,31 (EÜ)
Jesus sprach nun zu den Juden, die ihm geglaubt hatten: Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Jünger;
Joh. 8,32 (EÜ)
und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.
Joh. 8,33 (EÜ)
Sie antworteten ihm: Wir sind Abrahams Nachkommenschaft und sind nie jemandes Sklaven gewesen. Wie sagst du: Ihr sollt frei werden?
Joh. 8,34 (EÜ)
Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Sklave.
Joh. 8,35 (EÜ)
Der Sklave aber bleibt nicht für immer im Haus; der Sohn bleibt für immer.
Joh. 8,36 (EÜ)
Wenn nun der Sohn euch frei machen wird, so werdet ihr wirklich frei sein.
>>> Einleitung
>>> 22a Präexistenz und Reinkarnation
>>> 22b Die Theodizee-Frage
>>> 22c Hiob als ein Christusdarsteller
>>> 22d Das Anstatt-Opfer des Christus
>>> 22e Hiobs Parallelen zu Adam-Paulus
>>> 22f Hiobs Weisheit und Erkenntnis
>>> 22g Hiobs Ort
>>> 22h Der Daseinssinn der notvollen Schöpfung
>>> 22i Adams gottesebenbildliche Teilung
>>> 22j Hiobs Lebenspraxis