12.02.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{32} Jesus sagt seinen Verrat voraus (Joh. 13,1-30)
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer aufnimmt, welchen ich senden werde, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 13,20 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Das „Amen, Amen, ich sagen euch“ in Joh. 13,16 spiegelt sich in Joh. 13,20 gegen. (Siehe hierzu Joh. 13,1-30.)
Aus diesem Versvergleich ergibt sich, dass die relativ höhere Herrlichkeit dessen, der den Apostel entsendet (in Joh. 13,16 spricht Jesus hierbei von sich selbst) darin zum Ausdruck kommt, dass der Größere im Kleineren empfangen wird, insofern der Kleinere die Werke des Größeren nachahmend tut.
Wer dieses Handeln Gottes erkennt, nimmt darin im Kleineren auch den ihn sendenden Größeren an, sodass letztlich die wesenhafte Liebe in Person, der Gott-Vater, von ihm empfangen wird :Joh. 13,20:.
Diese „Empfängnis“ Gottes ist allein in der Einheit des dienenden Tuns der Jünger in Verbindung mit dem Herrn möglich, also dadurch, dass derselbe Weg der Tiefe und Niedrigkeit durchschritten wird.
Joh. 3,5 [D265] <Joh. 8,7*> Joh. 13,20 [D262]
Joh. 3,5 JESuU´S antwortete: AME´N*, AME´N, ich sage dir: So nicht jemand aus Wasser und Geist erwurde´*, nicht vermag er, die Regentschaft der Himmel zu ´gewahren. (265)
Joh. 13,20 AME´N*, AME´N, ich sage euch: Wer d annimmt, wen gleichsam ich sende´, nimmt mich an, aber der mich Annehmende nimmt den mich Sendenden an. (262)
Die Geburt aus Wasser und Geist :Joh. 3,5: kann in präexistenzieller Hinsicht gedeutet werden.
Hierbei geht es um unsere himmlische Herkunft, also um die Geburt aus dem Geist seienden Gott :Joh. 4,24:, die darüber entscheidet, ob wir das Himmelreich sehen können.
Nur denjenigen, die aus der oberen Mutterstadt stammen ist es möglich, das Himmlische zu erkennen :Joh. 3,12; Gal. 4,26:.
Aus Wasser und Geist geboren zu werden, kann man auch so deuten, dass man im jetzigen Leben als Mensch nicht allein aus dem Fruchtwasser des Mutterbauchs stammt (irdische Zeugung und Geburt), sondern zudem eine Zeugung durch den heiligen Geist erfahren hat (geistlich-himmlische Geburt).
Letztere geschieht durch die Geistwasser der Rede Jesu. Sie ist eine Zeugung in das „ewige“ Leben der Kindschaft Gottes :Joh. 1,12:.
In Joh. 13,20, dem spiegelgleichen Gegenüber von Joh. 3,5, geht es um den Empfang derer, die Jesus entsendet.
Er bedeutet, dass Jesus selbst empfangen wird, was wiederum heißt, dass diejenigen, die Christen aufnehmen den Gott-Vater empfangen, der seinen Sohn schickte.
Aus dem vorliegenden Verspaar Joh. 3,5*Joh. 13,20 ergibt sich, dass bei der durch die geistgefüllte Rede Jesu bewirkte spirituell-göttliche Geburt des Menschen der Gott-Vater ins das Herz dessen gelangt, der an Jesus als den glaubt, den der Himmlische schickte und in dem dieser in die Welt kam.
Das wesenhafte Reich Gottes, d. h. Jesus Christus selbst in Person, kann nicht gesehen werden, wenn man die Geistwasser der Rede des ihn Sendenden Vaters ablehnt.
Wiedergeburt und Annahme des Gott-Vaters in seinem Sohn, d. h. in seinem Lebenswort, sind untrennbar miteinander verknüpft.
Die finstere Welt will dieses göttliche Lebenslicht jedoch nicht empfangen, sodass sie nicht aus Geist geboren wird, also Gott nicht zum Vater hat, ja ihn nicht einmal kennt.
Es ist das von Jesus in Joh. 8,7 gesprochene Wort des Vaters, an dem sich die Geister der Menschen scheiden.
Solche, die durch diese Rede aus Wasser und heiligem Geist geboren wurden, nehmen den Gott-Vater an.
Die Finsteren der Jerusalem-Welt, die lediglich aus Fleisch geborenen Irdischen, verlassen hingegen das vom Vater entsandte himmlische Lebenslicht :Joh. 8,9:.
Weil sie das Wort des Gott-Sohns hassen, hassen sie die von ihm entsandten Leibesglieder und die in ihnen sprechende wesenhafte Wahrheit (Vater). Sie nehmen Jesus nicht auf.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.