15.04.2024 | 22b Die Theodizee-Frage | Hiob und der Sinn des Daseins | In „Verschiedene Themen“ | von Freddy Baum
Hiob und der Sinn des Daseins —
In dem nach ihm benannten biblischen Buch beantwortet Hiob die Frage nach der Gerechtigkeit des allmächtigen Gottes trotz des Leides auf der Welt positiv: zweifellos ist und bleibt Gott heilig und überaus gut!
Das muss allen gegenteiligen satanischen Anläufen zum Trotz deutlich klargestellt werden.
Hiobs diesbezügliche Erkenntnis gleicht dem, was Paulus darüber schreibt. Der Apostel und er liefern uns jedoch nur Puzzleteile.
Das Gesamtbild zur Theodizee bleibt unvollständig. Zum besseren Verständnis fehlen uns wichtige Stücke.
Offenbar wohnte selbst in Paulus‘ Fleisch nichts Gutes. Gleicherweise stellte Hiob klar, dass niemandem, aus Makel Reines zu geben vermag :Röm. 7,18; Hiob. 14,4:.
Beide, sowohl Hiob, als auch der Apostel der Gnade, wussten, dass Menschen von Natur aus, also aus ihrem eigenen Wesen heraus, nicht gerecht (geläutert rein) sein können :Röm. 3,10; Hiob. 15,14:.
Nicht allein wegen dieses Mangels an Heiligkeit, sondern auch weil wir schwächer als Gott sind, können wir ihn nicht herausfordern (ihn trotzig hart angehen), ohne selbst Schaden zu leiden und unseren Frieden zu verlieren :1.Kor. 10,22; Hiob. 9,4:.
Niemand kann Gottes Tun kritisieren oder ihn als Person korrigieren (zurechtweisen). Darin sind sich Hiob und Paulus einig :Röm. 9,20; Hiob 9,12; Hiob 40,2:.
Weil Gott nichts gegeben wird, muss er auch niemandem etwas erstatten :Röm. 11,35; Hiob 41,3:.
In seinem Denken und Tun ist er also völlig souverän.
Gott kann jedoch unmöglich ungerecht handeln oder richten :Röm. 3,5; Hiob 8,3:. Sowohl Paulus, als auch Hiob wussten, dass alles, was gegen diese Tatsache zu sprechen scheint, das menschlich „Augen-scheinliche“ also, ein Irrtum sein muss.
Gott kann nichts Arges (Böses) tun. Er urteilt und wirkt niemals falsch oder frevlerisch :Röm. 9,14; Hiob. 8,3; Hiob 34,10:, denn so zu handeln würde seinem Wesen widersprechen.
Gott lässt sich nicht über unser Verhalten hinwegtäuschen und dadurch von uns verspotten, denn ichhafte Menschen ernten das, was sie zuvor unheilvoll ausgesät haben :Gal. 6,7; Hiob 13,9; Hiob 4,8:.
Paulus stellt klar, dass Gott in den Augen aller Menschen gerechtfertigt werden wird, d. h. jeder erkennen und zugeben wird, dass er stets gerecht gehandelt hat :Röm. 3,4:.
Niemand anderer, als Gott selbst wird die Theodizee-Frage klären. Und zwar allgemein und öffentlich. (Zürcher Bibel)
Röm. 3,4 (ZB)
Gewiss nicht! Es soll sich vielmehr herausstellen, dass Gott wahrhaftig ist, jeder Mensch aber ein Lügner, wie geschrieben steht: damit du dich als gerecht erweist in deinen Worten und Recht behältst, wenn man mit dir rechtet.
Gottes gerechter Ausgleich wird in der Segenserstattung für Hiob angedeutet :Hiob 42.11-17:, was übrigens auch die in Röm. 9,19 gestellte rhetorische Frage beantwortet, denn im Nachhinein legitimiert diese Erstattung jede Art des göttlichen Tuns, auch das scheinbar ungerechte oder menschlich unverständliche oder vermeintlich vergebliche Handeln des allhaltenden Schöpfers.
Dies ist auch im negativen Sinn der Fall, denn der Hauch des Mundes Jesu verzehrt den Gesetzlosen (Antichrist), denn er ist der die Frevler verlorengebende Geist seines verzehrenden gerechten Zornes :2.Thes. 2,8; Hiob 4,9:.
Diese angemessene, also maßvolle letztendliche Zurechtbringung aller Dinge :Röm. 2,6-8:, die auch u. a. im Gleichnis Jesu vom Unkraut zum Ausdruck kommt :Mt. 13,40-43:, ist aber keine ausreichend befriedigende Antwort auf die Sinnhaftigkeit des Weges der Welt und des in ihm stattfindenden Zerbruchs.
Sie stellt lediglich die Rechtfertigung Gottes, d. h. die allgemeine Erkenntnis seiner Gerechtigkeit in Aussicht :Ps. 51,6:.
Der allumfassende Ausgleich legitimiert Gottes Tun aus der Blickrichtung des Endes einer Sache her, aber nicht in deren Existenz an sich.
Auch wenn Gott darin im Nachhinein als gerecht erkannt werden wird, bleibt die Frage danach, warum es dem Frevler gut und gläubigen Menschen mitunter schlecht geht weiterhin bestehen :Hiob 21,7; Jer. 12,1:.
Gottes Weg mit seiner Schöpfung wird zweifellos in allen Dingen als richtig bestätigt werden.
Warum aber wird er überhaupt beschritten? Ist es wirklich notwendig, ihn mit so viel Ungleichheit, Leid und Bitternis zu füllen?
Auch wenn er es in seiner Souveränität nicht muss und wir kein Recht besitzen, von ihm eine Antwort einzufordern, stellt sich die Frage, warum der wahrhaftige Gott nicht etwas früher gerechtfertigt wird.
Warum stillt er unsere brennenden Fragen nach dem Lebenssinn nicht schneller?
Warum riskiert er durch sein Schweigen und Nichteingreifen, als ungerecht oder für viele Menschen sogar als nicht existent zu gelten?
Wenn der auferstandene Sohn Gottes bereits jetzt die Schlüssel des Todes und des Hades besitzt :Offb. 1,18; Hiob 38,17:, warum schließt der mit ihnen nicht einfach alles auf und bereitet Finsternis und Leid ein Ende? Welcher Sinn steckt hinter seinem Verhalten?
Hiob und Paulus beantworten die Theodizee-Frage nicht wirklich. Freilich, an der Güte und letztlichen Rechtfertigung Gottes dürfen wir unbeirrt im Glauben festhalten und in diesem Vertrauen Satans theologische Angriffe abwehren, aber der Grund dafür, warum Gott die Welt erschaffen hat, welchen Sinn der Weg der Schöpfung hat und welche Bedeutung das Leid und das Böse in Hinsicht auf das Ziel allen Seins zukommt, bleibt weiterhin unklar.
Da Gott vollkommen gut und weise ist, muss diese Unkenntnis und die vorläufige Weiterexistenz der Finsternis von ihm gewollt sein.
Aber warum nur? Und haben diese beiden Dinge vielleicht irgendwie miteinander zu tun?
Mt. 13,28-30 gibt uns Teilantworten auf diese Fragen. Das Theodizee-Problem wird zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt gelöst und nicht früher.
Und: Gut und Böse müssen zum Vollmaß heranreifen. (Siehe hierzu auch Offb. 6,10+11.)
Hiobs großes „Warum“ bleibt jedoch weiterhin bestehen. (Elberfelder Übersetzung)
Mt. 13,28 (EÜ)
Er aber sprach zu ihnen: Ein feindseliger Mensch hat dies getan. Die Knechte aber sagen zu ihm: Willst du denn, dass wir hingehen und es zusammenlesen?
Mt. 13,29 (EÜ)
Er aber spricht: Nein, damit ihr nicht etwa beim Zusammenlesen des Unkrauts gleichzeitig mit ihm den Weizen ausreißt.
Mt. 13,30 (EÜ)
Lasst beides zusammen wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Lest zuerst das Unkraut zusammen, und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber sammelt in meine Scheune!
Wenn Gott das Gute noch besser werden lässt und der Finsternis erlaubt anzuwachsen, damit sie ihren Höhepunkt erreicht :Offb. 22,11:, wenn Präexistenz (vorgeburtliches Dasein der Seele) und biblische Reinkarnation (Wiederfleischwerdung) mit Prädestination (Vorherbestimmung; Erwählung) einhergehen, wie z. B. Joh. 6,44, Röm. 8,29+30 und Röm. 9,8+11-13+17 zeigen, wo bleiben dann Freiheit und Selbstverantwortung der Menschen?
Die Vorbestimmung des individuellen Schicksals (aus welchen Gründen auch immer), auch die eines Hiobs, offenbart das ethische Dilemma Gottes :Röm. 9,19:.
Diese biblischen Wahrheiten verschärfen die Theodizee-Frage enorm. Ein simpler Hinweis auf die absolute Souveränität Gottes und ein göttliches Mundverbot wegen der Unmündigkeit des Fragestellers, wie es Paulus in Röm. 9,18+20 gibt, löst das Problem nicht.
Sehr wahrscheinlich wollte Paulus falschen Herzen echte Antworten vorenthalten, denn es ist nicht anzunehmen, dass ihm die Lösung des Gerechtigkeitsproblems Gottes unbekannt war.
>>> Einleitung
>>> 22a Präexistenz und Reinkarnation
>>> 22b Die Theodizee-Frage
>>> 22c Hiob als ein Christusdarsteller
>>> 22d Das Anstatt-Opfer des Christus
>>> 22e Hiobs Parallelen zu Adam-Paulus
>>> 22f Hiobs Weisheit und Erkenntnis
>>> 22g Hiobs Ort
>>> 22h Der Daseinssinn der notvollen Schöpfung
>>> 22i Adams gottesebenbildliche Teilung
>>> 22j Hiobs Lebenspraxis