11.09.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{25} Ehe Abraham war, bin ich (Joh. 8,31-59)
Ende der Mikrostruktur {25} Ehe Abraham war, bin ich (Joh. 8,31-59)
Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen. Jesus aber verbarg sich und ging zum Tempel hinaus, mitten durch sie hindurch, und entwich also. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 8,59 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Das Herauskommen Jesu aus der Jerusalemer Weihestätte war eine „Wegverbergung“ (DÜ) von den mordeifernden gesetzlichen Juden, die ihn dort wegen seines für sie unerträglich „harten“ Vater-Wortes zu steinigen suchten.
Wie der Kontext zu Joh. 8,59 zeigt :Joh. 8,30+31:, waren es die pseudogläubigen Nachfolger Jesu, also vermeintliche „Christen“ (!) aus dem jüdischen Volk, die es nicht ertragen konnten, dass Jesus von seinem himmlischen Gott-Vater sprach und ihren Vater nach dem Fleisch, Abraham, als geringer einstufte als sich selbst.
Dies entspricht Joh. 6,66, denn auch hier waren es unechte Jünger Jesu, die ihn verließen, weil sie es nicht aushielten, dass Jesus das Himmelsbrot Gottes ist, welches das Brot der Väter Israels um Dimensionen überragt und zu dem man nur kommen kann, wenn es einem der Vater gibt.
Es ist die Einstellung zum göttlichen Vater-Wort Jesu, die die falschen „Gläubigen“ von den wahren Jüngern Gottes unterscheidet.
Wie Joh. 7,4*Joh. 8,59 zeigt, spiegelt sich das Hinauskommen Jesu aus der Jerusalemer Weihestätte, d. h. der Umstand, dass er sich von den gesetzlichen Juden und Pseudogläubigen verbarg, inhaltlich in der Aufforderung der falschen leiblichen Brüder Jesu wider, er möge sein Tun vor dem Jerusalem-Kosmos nicht verbergen, sondern sich Letzterem offenbaren.
Dies bedeutet, dass der „Kosmos“ der Juden die irdische Stadt Jerusalem und im engeren Sinn der Tempel der Leibesglieder der die wirklichen Gläubigen verfolgenden Stadt Babylon ist.
Auch nachdem Jesus das Gleichnis vom idealen Hirten gesprochen hatte, wollten ihn die Juden steinigen, denn sie ertrugen es nicht, dass er ihnen seine Einheit mit dem Gott-Vater bezeugte :Joh. 10,30+31:.
Auch hier entkam er ihrer Hand, indem er aus ihrem Ort hinauskam :Joh. 10,39:.
(In diesem Kontext geht es ebenfalls um die Hinausführung, d. h. um ein Hinauskommen und eine Bewahrung der „Wahrhaften“ aus dem Ort der „Diebe und Banditen“ :Joh. 10,8+9:.)
Dass die gesetzlichen „Nachfolger“ Jesu nicht automatisch seine echten Jünger waren, sondern hierfür in seiner Lehre zu bleiben hatten, entspricht in Joh. 12,35 dem Umstand, dass sie an das göttliche Licht glauben sollten, um Söhne des Lichtes zu werden.
Auch in diesem zeitlichen und inhaltlichen Kontext wurde Jesus von der Jerusalemer Menge wegverborgen, denn auch hier sprach er das die unerlöste Seele der Ungläubigen durchdringende Wort.
Das göttliche Licht bewahren konnte man offensichtlich nur dann, wenn man die Jerusalemer Weihestätte verließ und ihm nachfolgte.
Wer hingegen im Bereich derer verblieb, die Jünger des Moses waren, war kein wirklicher Jünger Jesu, auch dann nicht, wenn er sich „Christ“ nannte und gute Taten vorzuweisen hatte. Er war ein Leibesglied des finsteren Babylon-Kosmos und seines vergleichsweise unfassbar geringeren Tempels.
Schließlich führte Pilatus das Lamm Gottes aus diesem Ort der Ungläubigen hinaus und nahm in Richtung des ihm gegenüberliegenden Ortes des Gerichts Sitz, der bezeichnenderweise „Steinbesteuter“ (Golgatha) heißt.
Wer Jesus dorthin nicht nachfolgt, ist kein Christ :Lk. 9,23:.
Bildlich gesprochen lagen auf Golgatha all die Steine, die die Juden im kosmischen Ort gegen den Herrn erhoben hatten, sie aber nicht auf ihn werfen konnten, weil er von dort hinausgekommen war. Der Steinbezug in Joh. 8,59*Joh. 19,13 ist kein Zufall.
Wie Joh. 8,31-59 zeigt, spiegelt sich Joh. 8,31+32 in Joh. 8,58+59 wider.
Der wahre Charakter der Juden, die zum „Glauben“ (!) gekommenen waren, zeigte sich schließlich, als sie Jesus steinigen wollten :Joh. 8,31+59:.
Sie konnten nicht in seinem gesprochenen Wort der Wahrheit bleiben.
Es war ihnen unmöglich, anzuerkennen, dass Jesus größer als Abraham ist. Sie hassten das Fleisch gewordene Wort Gottes.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.