29.01.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{31} Der triumphale Einzug Jesu in Jerusalem (Joh. 12,12-50 – Teil 2: Joh. 12,31-50)
Solange ihr das Licht habt, glaubet an das Licht, damit ihr Kinder des Lichtes werdet! Solches redete Jesus und ging hinweg und verbarg sich vor ihnen. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 12,36 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Die Joh. 12,36 betreffenden textlichen Strukturen zeigen, dass das Weggehen Jesu eine Verbergung vor dem Jerusalem-Kosmos und seiner vielzähligen jüdischen Menge ist.
Hier liegt eine Kontrastparallele zu Joh. 7,3+4 vor, denn Jesus wurde von seinen ungläubigen leiblichen Brüdern dazu aufgefordert, nach Jerusalem zu gehen, um sich dort durch seine Werke zu offenbaren. Er sollte nicht verborgen handeln.
In Joh. 12,36+37 und Joh. 8,59 verbarg sich der Herr vor der ungläubigen, ihn hassenden Jerusalem-Welt und deren Weihestätte, was zeigt, dass es ihm, als den Sohn Gottes stets um die Mehrung der Herrlichkeit des Vaters ging und er dessen Lichtenergie nicht dort verschwendete, wo Gott nicht geschätzt wurde. Ein falscher Glaube der Menschen an das Licht war für Jesus ebenfalls inakzeptabel.
Da der Kosmos (also die irdische Stadt Jerusalem und ihre Weihestätte, die unechten Jünger Jesu, seine ungläubigen Brüder nach dem Fleisch und die jüdische Menschenmenge) das Licht Gottes nicht besitzt und an es nicht glaubt, d. h. nicht im Wort des Sohnes bleibt, d. h. für dessen Stimme taub ist, befindet er sich in der Nacht.
Die Leibesglieder der „Welt“ werden nicht zu Söhnen des Wahrheitslichtes gemacht. Als Sklaven der Finsternis sind diese Ungläubigen orientierungslos und dazu verdammt, von ihr in Sünde und Tod vereinnahmt (DÜ: „herabgenommen“) zu werden.
Diejenigen, vor denen sich Jesus verbirgt, erblicken ihn nicht als den lebenden Gott :Hiob 19,25:.
Für die sich selbst als lebend wähnenden toten Söhne der Finsternis ist der wirklich Lebende tot, denn er hat den Ort ihrer Dunkelheit verlassen, sodass sie ihn nicht mehr sehen. Jesus wird nicht im „Kosmos“ gefunden.
Wie der Chiasmus in Joh. 12,12-50 zeigt, steht das Kommen der Stunde der Verherrlichung des Menschensohns :Joh. 12,23: der Stunde seiner Erhöhung inhaltlich gegenüber :Joh. 12,34:.
Dass Jesus, als das Getreidekorn, in die Erde fällt (Golgatha) und in den Tod geht :Joh. 12,24:, spiegelt sich darin gegen, dass er aus der Erde heraus erhöht wird (Golgatha bzw. Auferstehung und „Himmelfahrt“) :Joh. 12,32:.
(Das Getreidekorn geht in den Tod. Siehe hierzu Joh. 12,33, wo der Begriff „wegertoten“ (DÜ) ebenfalls in Hinsicht auf Jesus gebraucht wird.)
Die kommende Stunde der Verherrlichung des Menschensohns :Joh. 12,23: entspricht der „kleinen Zeit“ bis das göttliche Licht (also der Menschensohn) nicht mehr inmitten des Volkes Israel zugegen war :Joh. 12,34-36:.
Dass die Hellenen Jesus sehen wollten und er sich später von der jüdischen Menge verbarg, sodass diese ihn nicht wahrnehmen konnte, stellt in Joh. 12,20-22*Joh. 12,36b ein Verspaar dar. (Siehe hierzu Joh. 12,12-50.)
Die den Sohn verherrlichenden Hellenen werden hier den Juden inhaltlich gegenübergestellt.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.