26.06.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{20} Der mehrfache Versuch, Jesus festzunehmen (Joh. 7,10-36)
Beginn der Mikrostruktur {20} Der mehrfache Versuch, Jesus festzunehmen (Joh. 7,10-36)
Nachdem aber seine Brüder zum Fest hinaufgegangen waren, ging auch er hinauf, nicht öffentlich, sondern wie im Verborgenen. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 7,10 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Die Ankündigung des Herrn, nicht zum Laubhüttenfest nach Jerusalem gehen zu wollen, steht seinem Hinaufstieg dorthin inhaltlich gegenüber.
Der vorliegende strukturelle Kontext zeigt, dass Jerusalem durch Kapernaum dargestellt wird, denn die Jünger Jesu hatten sich ohne ihn dorthin aufgemacht (sie stiegen in ein Schiff hinauf) und der Herr folgte ihnen nach.
Ihre Trennung von Jesus entspricht dem separaten Hinaufkommen der leiblichen Brüder Jesu nach Jerusalem. Auch beim Kapernaum-Geschehen wurde Jesus von der Menge gesucht.
Dass ihm seine Brüder indirekt vorwarfen, im Verborgenen zu handeln, d. h. sich dem Kosmos („Jerusalem-Welt“) nicht offenbaren zu wollen (nicht dorthin gehen zu wollen), entspricht dem Umstand, dass Jesus im Verborgenen in den Jerusalem-Kosmos hineinkam, um in der Weihestätte öffentlich zu lehren.
Dass ihn die Juden in Jerusalem suchten, gleicht dem Geschehen anlässlich des Passahfestes, als sie ihn suchten, um ihn auszuliefern.
Auch sechs Monate später gingen viele aus der Region nach Jerusalem, was den Hinaufstieg der Brüder Jesu anlässlich des Laubhüttenfestes widerspiegelt.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.