24.06.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{40} Sohn und Mutter (Joh. 19,25-27)
Beginn der Mikrostruktur {40} Sohn und Mutter (Joh. 19,25-27)
Es standen aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, des Klopas Frau, und Maria Magdalena. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 19,25 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Das Stehen der drei Marias (und des Apostels Johannes) am Kreuz Jesu spiegelt sich textlich darin wider, dass der Auferstandene inmitten seiner Jünger stand.
In beiden Fällen bildete Jesus die Mitte derer, die ihn umgaben, allerdings verwandelten sich Betrübnis und Angst in Freude und Freimut.
Der Herr wurde links und rechts von zwei Mitgekreuzigten flankiert, deren Mitte er war.
Zusammen mit ihnen spiegelt er sich in den drei Marias wider (die Mutter Jesu, Maria Magdalena und Klopas Frau), wobei anzunehmen ist, dass sich Magdalena im Zentrum befand, d. h. direkt unterhalb von Jesus stand, ihm also gleicht.
Dass Jesus die Betrübnis seiner Jünger ankündigte, entspricht strukturell Joh. 19,25, denn die am Kreuz Jesu stehenden Trauernden sind das Gegenteil des sich freuenden Jerusalem-Kosmos, der durch Joh. 19,20*Joh. 19,25 als die zum „Ort der Stadt“ (Tempel auf dem Tempelberg) gehenden Juden identifiziert werden kann, die den Gekreuzigten nicht beweinten, sondern ihn verspotteten.
Die Jerusalem-„Welt“ las den Titel Jesu, schüttelte den Kopf und zog zur falschen Mitte weiter. Die Gläubigen Jesu verharrten hingegen bei ihrer eigenen Mitte.
Die Erwählten Gottes blieben am wesenhaften Weinstock, welcher der am Pfahl („Kreuz“) von Golgatha sterbende Christus ist, sodass er in ihnen blieb und sich ihnen später als derjenige offenbarte, der zum Leben auferstanden war.
Am Pfahl („Kreuz“) des Weinstocks schnitt der Gott-Vater die wilden Triebe ab, d. h., es verblieben dort allein die fruchttragenden Reben Jesu, denen vom Kreuz Golgathas aus das geistbelebte Wort des Gott-Vaters zufließt.
Von dort empfangen sie das reinigende Blut Jesu (Wein ist Traubensaft), sodass sie ausnahmslos in der Vollmacht des Christus handeln.
Ein solches öffentliches Bekenntnis zu Jesus in der Stunde seiner größten Not und Schande legte auch Josef von Arimathia ab, als er von Pilatus erbat, den toten Leib Jesu vom Kreuz hinab nehmen zu dürfen. Auch Josef ist eine bleibende Rebe am Pfahl des Herrn.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.