10.06.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{39} Die Verteilung der Gewänder Jesu (Joh. 19,23+24)
Beginn der Mikrostruktur {39} Die Verteilung der Gewänder Jesu (Joh. 19,23+24)
Als nun die Kriegsknechte Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Kriegsknecht einen Teil; dazu den Leibrock. Der Leibrock aber war ohne Naht, von oben bis unten in einem Stück gewoben. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 19,23 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Der ideale Hirte bewahrte seine Schafe vor der militärischen Truppe des zu ihm kommenden „Wolfs“ Judas, indem er sich bei seiner Festnahme in Gethsemane für sie opferte.
Um dieses Geschehen zu vervollständigen, ließ er sich schließlich für alle seine Gläubigen auf Golgatha stellvertretend kreuzigen.
Judas‘ gerüstete Kohorte gleicht den römischen Soldaten, die Jesus kreuzigten, sodass die Festnahme des Herrn der Kreuzigung entspricht.
Der Umstand, dass Jesus an das Kreuz hinaufgesetzt wurde, spiegelt sich darin inhaltlich wider, dass er von dort hinabgenommen wurde.
Dass die Erwählten des Herrn bewahrt blieben, wird darin dargestellt, dass sein Leibrock davor verschont wurde, von den Soldaten zerstückelt zu werden.
Von den Schafen Jesu ging kein einziges verloren, d. h., kein „Stück“ seiner Leibesherrlichkeit wurde abgetrennt.
Allerdings nahm man Jesus vor seinem Tod alle Kleidungsstücke weg. Alles, mit Ausnahme der nicht genähten Gewandes wurde zerschnitten.
Dies spiegelt sich textlich-strukturell darin wider, dass der Herr, nach seiner Auferstehung, das abgesonderte Schweißtuch und die leinenen Tuchstreifen ablegte, die seine Jünger genommen hatten, um ihn damit zu umbinden.
Die 4 zerschnittenen Teile der Kleidung Jesu gleichen den auf der rechten Seite des Schiffes liegenden „Teilen“, in deren Richtung die Jünger Jesu das Fischernetz ins „Meer“ zu werfen hatten.
In der vorliegenden Analogie entspricht das abgesonderte Schweißtuch Jesu seinem besonderen Leibrock, der nicht zerstückelt wurde.
Die vielen Tuchstreifen gleichen den zerteilten Gewändern des Herrn.
Die Römischen Soldaten sind in ihrem Tun das Gegenteil derer, die an Jesus glauben.
Offensichtlich bilden der Tod und die Auferstehung des Herrn das Doppel-Spiegelzentrum der vorliegenden Ereignisse und Dinge.
Die Entblößung Jesu auf Golgatha ist das Gegenteil dessen, dass sich der unbekleidete Petrus später das Obergewand gürtete (seinen Körper bedeckte), als er den Auferstandenen sah.
Durch die Schande des Herrn wird unsere Blöße zugedeckt.
Zu Joh. 19,23, siehe Joh. 19,24c.
Joh. 19,23 (Joh. // Offb.) Offb. 19,16
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.