13.05.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{37} Das Todesurteil Jesu durch die Juden (Joh. 18,28-Joh. 19,16)
Nun ging Pilatus wieder ins Amthaus hinein und rief Jesus und fragte ihn: Bist du der König der Juden? (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 18,33 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Es ist wahrscheinlich, dass Pilatus den Herrn nicht danach fragte, ob er der König der Juden ist, sondern diese Stellung Jesu lakonisch konstantierte.
Hierfür spricht seine spätere beharrliche Weigerung, den von ihm verfassten Titel Jesu „König der Juden“, d. h. den am Kreuz von Golgatha angebrachten Urteilsspruch, zu ändern.
Dass Jesus von Pilatus wissen wollte, ob er von sich aus sprach oder lediglich wiederholte, was andere Menschen sagten, weist ebenfalls darauf hin, dass der Römer den Herrn als den Regenten Israels bezeichnete, Pilatus Jesus also nicht danach fragte, ob er dieser Herrscher sei.
Die Unterscheidung der Quelle der Ansicht über die Person Jesu ist nach Joh. 12,13*Joh. 18,33+34 u. a. deshalb wichtig, weil die Jerusalemer Menge den Herrn als den König Israels gefeiert hatte und ihm nun Ablehnung und Hass entgegenbrachte.
So gesehen, birgt die Frage des Herrn in Joh. 18,34 eine gewisse Ironie (von den ehemaligen „Mitjublern“ wagte jetzt nämlich keinen mehr, Jesus als den Regenten Israels zu bezeichnen) und der Nichtjude Pilatus wird hier in seiner Wertschätzung für Jesus den ungläubigen Juden gegenübergestellt. Seine persönliche Meinung steht zu den Äußerungen der anderen in einem scharfen Kontrast.
Gott will unsere unabhängige Selbstverantwortung!
Wir, die wir nach dem Neuen Bund echte Juden sind, richten uns nicht nach dem Jesusbild der Pseudojuden, ob sie nun Jesus bejubeln oder ihn verfluchen.
Was andere sagen, ist unerheblich. Unsere weltliche Nationalität ist unerheblich. Unsere genetische Abstammung ist unerheblich.
Zu Joh. 18,33, siehe Joh. 18,38a.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.