29.04.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{36} Jesus vor dem Hohenpriester (Joh. 18,12-27)
Das war der Kajaphas, der den Juden geraten hatte, es sei besser, daß ein Mensch für das Volk sterbe. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 18,14 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Kajaphas‘ den Juden gegebener Rat, den „Menschen Jesus“ für den Erhalt des „Ortes“ und der Nation in den Tod zu geben, spiegelt sich textlich-strukturell in der Umsetzung dieses Beschlusses wider, d. h. in der Kreuzigung des Herrn und der Bitte der Juden, die Beine Jesu zerbrechen (DÜ: “zerknicken“) zu dürfen.
Da er den Sabbat nicht bewahrte, erkannten die Pharisäer nicht an, dass der „Mensch Jesus“ von Gott kommt.
Die Betonung auf „Mensch“ zeigt auch, dass die Juden Jesus nicht als Gott anerkennen.
Es ist aber der zum Menschen gewordene Gott, der Mensch Jesus, der die Augen der Blinden sehend macht.
Der Gläubige sieht im Menschen Jesus den Gott Jesus. Der Ungläubige versteht hingegen überhaupt nichts: keine einzige Sache.
Wenn ihre Beine zerbrochen wurden, konnten sich die Gekreuzigten mit ihnen nicht mehr zum Luftholen abstützen und erstickten deshalb qualvoll am Kreuz.
Der Juden Wunsch, die Beine Jesu zu „zerknicken“ ist also ihr Verlangen nach seinem Tod. (Kajaphas war nicht empathisch, sondern pragmatisch.)
Die Nützlichkeit eines Verhaltens (Pragmatismus) hatte bei ihnen höchste Priorität. Dienlich war, was dem Machterhalt Babylon-Jerusalems und der jüdischen Nation nützte.
Zu Joh. 18,12-14, siehe Joh. 18,19-24.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.