09.07.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{41} Der Tod Jesu (Joh. 19,28-30)
Es stand da ein Gefäß voll Essig; sie aber füllten einen Schwamm mit Essig, legten ihn um einen Ysop und hielten es ihm an den Mund. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 19,29 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Die auf das Haupt Jesu gesetzte stechende Dornenkrone entspricht dem an der Spitze des Ysop-Stängels angebrachten (ihn „umsetzenden“) Schwamm, der mit einem in den Wunden Jesu brennenden Essig quollen war.
Die Spitze des Stängels ist gewissermaßen dessen „Kopf“. Da der Herr mit dem Pfahl („Kreuz“) vereint war, wurde er also gewissermaßen zum dorngekrönten „Stängel“.
Der Ysop-Stab war „essiggekrönt“. Das Gerichtsfeuer brannte an seiner Spitze und floss sauer in den Körper Jesu hinein.
Außerdem gleicht der zum Mund Jesu geführte Ysop-Stab der Lanze der römischen Soldaten, mit der um seinen Leibrock das Los geworfen wurde.
Vermutlich wurde diese Lanze auf die Spitze des Pfahls („Kreuzes“) geschleudert, die dem Kopf Jesu entspricht.
Diese Annahme macht insofern Sinn, weil das Gewand des Herrn seinen Leib darstellt.
Tiefer gesehen, geht es also in beiden Fällen um denselben Verlust, denn nachdem Jesus den Essig nahm, verschied er, d. h., sein Geist und seine Seele legten ihren Leib ab.
Als Jesus den Essig trank, erfuhr er gewissermaßen den brennenden Todesstoß, die Vollendung seines „dorngekrönten“ Weges im Jerusalem-Kosmos.
Joh. 19,29+30+36 (Joh.*Offb.) Offb. 2,26-28
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.