29.04.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{36} Jesus vor dem Hohenpriester (Joh. 18,12-27)
Da sandte ihn Hannas gebunden zum Hohenpriester Kajaphas. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 18,24 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Dass der Herr vor seiner Grablegung mit Tuchstreifen umbunden wurde, entspricht seiner Fesselung, als er von Annas zum Hohepriester Kajaphas geführt wurde.
Dies zeigt, dass die Bereiche der Jerusalemer Pseudogeistlichkeit dem Grab Jesu entsprechen.
Die Gesetzischen sind die Hüter der Toten, denn sie vermögen niemanden in das Leben zu führen.
Babylon ist ein gräuliches Grab, das äußerlich schön geschmückt ist.
Die ansehnliche und um ihr Ansehen bemühte anklägerische Hure hält im finsteren Tod gefangen. Die Zwingende und Bindende ist eine Tochter des Anklägers der Brüder (Satan bedeutet „Ankläger).
Ihre Füße steigen zum Scheol hinunter :Spr. 5,5:, ihre Hausangehörigen stürzen zu den Kammern des Todes hinab :Spr. 7,27:, die Gerufenen Babylons sind in den Tiefen des Scheols :Spr. 9,18:.
Laut der parallelen Struktur in Joh. 18,12-27 wird Joh. 18,12-14 in Joh. 18,19-24 wiederholt.
Gebunden wurde Jesus zuerst zu Annas geführt :Joh. 18,12+13:.
Später fesselten sie den Herrn und führten ihn von Annas zu Kajaphas :Joh. 18,24:.
Wie das vorliegende parallele Textmuster zeigt, entspricht Kajaphas‘ zusammenfassender exklusiver Rat, den er den kosmischen Juden im Verborgenen gab, einen Menschen für das Volk sterben zu lassen :Joh. 18,14:, dem freien Wort Jesu :Joh. 18,20:, das er an die in der Synagoge und Weihestätte zusammengekommenen Juden richtete und das alle hörten, die im Jerusalem-Kosmos waren :Joh. 18,21: in einer Kontrastparallele.
Aber das Ziel dessen, der das Böse nicht kannte und keinen Makel besaß war, die verstreuten Kinder Gottes in einer Einheit zusammenzuführen :Joh. 11,52:.
Hierfür ließ sich Jesus fesseln und zum Darsteller des „hohen Fürsten“ (Hohepriester) des Totenreichs führen.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.