23.07.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{42} Die Grablegung Jesu (Joh. 19,31-42)
Es kam aber auch Nikodemus, der vormals bei Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte eine Mischung von Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 19,39 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Wer die Joh. 19,39 betreffenden Makrostrukturen kennt, weiß, warum Nikodemus ausgerechnet hier, im Kontext der Entfernung des toten Leibes Jesu vom Kreuz und der Beisetzung des Herrn, genannt wird.
Auch wird klar, warum Johannes scheinbar unnötigerweise erwähnt, dass der Pharisäer einst des Nachts zu Jesus gekommen war, denn das damalige Geschehen spiegelt sich in den vorliegenden Ereignissen wider.
Der Pharisäer kam damals zu Jesus hinein, als er die Jerusalemer Finsternis verließ.
Im Gegensatz hierzu, ging Judas weg, als er sich dazu aufmachte, Jesus zu verraten. Er verließ den Herrn und kam in die Nacht des Jerusalem-Kosmos hinaus. Der Apostel verlor das wesenhafte Licht (Jesus). Er selbst ging an Babylon verloren.
Hingegen legte Nikodemus die Finsternis der großen Stadt ab und gelangte zum Licht Gottes, d. h. zu einem Teil der wesenhaften Himmelsstadt des Lämmleins. Er wurde zu einem Bürger des neuen Jerusalem gemacht. Die irdische Stadt verlor ihn an Jesus, denn er war nunmehr von oben her gezeugt, d. h. aus Wasser und Geist geboren.
Judas hatte diese Neuwerdung in Christus hingegen niemals vollzogen, sondern er stammte von unten.
Der entscheidende Unterschied zu Nikodemus‘ früherem Verhalten ist, dass er sich nun von der Finsternis des Babylon-Kosmos ausgerechnet in dem Moment in Freimut abwandte und öffentlich zu Jesus, dem wesenhaften Licht Gottes, bekannte, als die mosaisch Gesetzischen über Jesus gesiegt zu haben schienen, Nikodemus also, menschlich gesprochen, durch das Zeugnis seiner Treue Jesus gegenüber nichts zu gewinnen, aber alles zu verlieren hatte.
Nikodemus‘ furchtlose Treue ist das Gegenteil der Untreue des Judas, der nicht einmal an Jesus festhielt, als dieser noch lebte und bei vielen Menschen äußerst beliebt war.
Damals, als Nikodemus des Nachts zu Jesus gekommen war, tat er es unbemerkt, denn er fürchtete, sein „babylonisches“ Ansehen einzubüßen :Joh. 5,44:.
Nun suchte Nikodemus die Herrlichkeit (Ehre) Gottes :Röm. 9,22; Joh. 5,41:. Damals hatte er, als ein Repräsentant des Jerusalem-Kosmos, das Wort Jesu heimlich gehört, wohingegen der Herr stets in Freimut in der „Welt“ der Juden sprach.
Die Leibesglieder der großen Hure tragen den Begriff „Geheimnis“ auf ihrer Stirn :Offb. 17,5:. Darin verraten sie ihre Herkunft aus Satan :Joh. 8,44:, denn das Licht Gottes muss nicht verheimlicht werden.
Es strahlt bis in den letzten Winkel der Nacht hinein und erreicht alle Herzen.
Sonder- und Geheimlehren, auch solche, die für sich selbst den frommen Anspruch erheben, „christlich“ zu sein, sind des Teufels!
Hingegen braucht der Böse die Finsternis, denn er will seine Fälschung aufrechterhalten :Joh. 3,20:.
Deshalb hat er keinen Freimut zum Wort der Wahrheit. Es würde nämlich seine Fälschung als Lüge entlarven. Die Geheimnistuerei Babylons ist deshalb ein Werk der Finsternis.
Wir werden dazu aufgefordert, die Früchte der Fälscher zu sehen und dadurch ihre Identität zu offenbaren.
Eine dieser Früchte des fälschenden Lichts Satans ist Geheimniskrämerei, andere sind Menschenfurcht und Geltungssucht.
Unser Reichtum ist ganz öffentlich allein für die Ehre Gottes bestimmt!
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.