17.06.2024 | 22j Hiobs Lebenspraxis | Hiob und der Sinn des Daseins | In „Verschiedene Themen“ | von Freddy Baum
Hiob und der Sinn des Daseins —
Sich Gott unterzuordnen, bedeutet laut Jak. 4,7 dem Teufel zu widerstehen. Dies kann zwar als ein moralisches Gebot verstanden werden, das die Gefahr einer „christlichen“ Gesetzlichkeit in sich birgt, weist aber auf das grundlegend wichtige göttliche Lebensprinzip der Ordnung hin (Herrlichkeitszunahme), also darauf, dass die Lichtgrenze des himmlischen Jerusalems ausgeweitet wird, damit die Finsternis Satans, das sündige (lebensverfehlende) Todeswesen der Unordnung und Energiearmut, weicht und letztlich ganz verschwindet. (Zürcher Bibel)
Jak. 4,7 (ZB)
Ordnet euch also Gott unter und widersteht dem Teufel, so wird er vor euch fliehen!
Jak. 4,8 (ZB)
Naht euch Gott, und er wird sich euch nahen! Reinigt eure Hände, ihr Sünder, und läutert eure Herzen, ihr Zweifler!
Dieser transzendente Lebenssinn der wesenhaften Unterordnung und wortwörtlichen Eingliederung in Gott will ganz konkret im Leben der gläubigen Menschen umgesetzt werden.
Er gehört nicht allein einem theologisch-prophetischen Futurismus an, laut dem der Beginn einer neuen Welt erhofft wird, in der es gerecht zugeht, weil in deren Mitte der Thron Gottes im neuen Jerusalem steht :2.Petr. 3,13; Jes. 65,17; Offb. 21,1:, sondern trägt bereits hier und jetzt lebenspraktische Früchte.
Dabei geht es darum, dass sich gläubige Menschen deshalb bewusst unter den Willen Gottes stellen, also dessen Gebote halten, weil sie wissen, dass dadurch das himmlische Lichtreich auf Erden wächst.
Dem Leben einen ethisch-moralischen Sinn zu geben, widerspricht also der Metaphysik Gottes nicht, sondern ist deren natürliche Folge.
Beides macht das diesseitige Leben lebenswert und verleiht ihm qualitative Tiefe, Fülle und Intensität.
Mehr noch: das theoretische Wissen um „Hiobs Ort“, den Ursprung der Schöpfung im Licht und deren vollständigen Rückkehr zu dieser wesenhaften Quelle, lässt uns das Leid, die Finsternis und das Böse mit den Augen Gottes sehen. Es führt zu einem anderen alltäglichen und besonderen Umgang damit.
Wer nämlich erkennt, dass alles und jeder einst aus Gott herauskam, also dessen unverlierbarer Wesensteil ist, begreift, dass nicht weniger als Gott selbst in Bereichen seiner von ihm erschaffenen Welt krankt.
Dieser Gedanke hört sich ungeheuerlich an, aber das Böse stellt tatsächlich eine zu heilende Krankheit (Todeswesen) Gottes in dessen ureigenen gefallenen Schöpfung dar.
In diesem Sinne kann die Verheißung „Du wirst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ auch als „Du wirst deinen Nächsten lieben als dich selbst“ verstanden werden :Mt. 22,35-40:, denn unsere Mitmenschen, auch und insbesondere die schwierigen unter ihnen und im Extremfall sogar solche, die uns verfolgen, foltern oder töten, stammen ebenso wie wir aus demselben Selbst, das wir miteinander teilten, bevor die Welt erschaffen wurde und sie sind deshalb, von ihrem Ursprung her gesehen, unser verfinstertes, d. h. erlösungsbedürftiges Selbst. Sie sind wir selbst! (Elberfelder Übersetzung)
Mt. 22,35 (EÜ)
Und es fragte einer von ihnen, ein Gesetzesgelehrter, und versuchte ihn und sprach:
Mt. 22,36 (EÜ)
Lehrer, welches Gebot ⟨ist⟩ groß im Gesetz?
Mt. 22,37 (EÜ)
Er aber sprach zu ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand.«
Mt. 22,38 (EÜ)
Dies ist das große und erste Gebot.
Mt. 22,39 (EÜ)
Das zweite aber ist ihm gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.«
Mt. 22,40 (EÜ)
An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.
Wenn wir andere Menschen lieben, lieben wir uns selbst. Wenn wir sie hassen, hassen wir uns selbst. Wer Böses mit Bösem schlägt, vermehrt die Krankheit der Kranken und hat an ihrer Gottferne Anteil, d. h. er ist und bleibt selbst krank.
Wer hingegen in seiner Lebenspraxis die Christusgesinnung des Anstatt-Opfers an den Tag legt, kümmert sich in erster Linie nicht um seine eigene Gesundung, sondern um die Genesung der Schöpfung und damit letztlich um die All-Heilwerdung Gottes, aus der diese stammt.
Genau das ist sehr wahrscheinlich der Sinn der Bemerkung Jesu „Das zweite aber ist ihm gleich“ in Mt. 22,39.
Wer Gott liebt, liebt den Nächsten. Wer den Nächsten liebt, liebt Gott. Hier geht es nicht um Moral, Ethik oder um eine auf der Gnade Jesu beruhende Treuebeziehung zu Gott, sondern um viel mehr als das. Es geht um Wesenhaftigkeit , also einen leiblichen Anteil an der Person Gottes in seiner Schöpfung.
Die Selbsterkenntnis Hiobs ist nämlich die Erkenntnis Gottes seiner selbst in und durch Hiob.
Sie ist der Weg Jesu, der stellvertretend für andere in den Tod führt, um ihnen das Leben zu schenken.
Sie ist ein Aufwachen zu Gott und zum Göttlichen, das die Bereitschaft zum persönlichen Todesweg um der Lichtwerdung aller willen impliziert.
Erkenntnis Gottes ist nicht nur theoretisch möglich. Sie wird von solchen praktiziert, die sie auf der Basis seiner Weisheit aktiv leben und erleben, also Gott in ihnen und durch sie wachsen lassen.
Der größte Stolperstein für viele Menschen dafür, an einen persönlichen Gott zu glauben ist, wenn diese Praxis fehlt, weil die „Gläubigen“ z. B. stur an einem die Sünder endlos quälenden Gebieter festhalten, der aber in einem solchen Tun unfassbar schlimmer und ungerechter ist als alle Teufel zusammengerechnet.
Wer die in diesem Artikel vertretenen Weisheit Hiobs verwirft und solche kranken und krank machenden Höllenlehren verbreitet, ist krank.
Er bedarf zu seiner Heilung der Gnade des einstehenden Opfers Gottes, denn auch als ein Christ und Bibelkenner ist er weit davon entfernt, den Kreuzesweg Jesu für die Feinde Gottes zu gehen.
Als Gläubige können wir diesen Menschen nur dadurch heilen, dass wir ihn (auch und grade ihn) lieben und ihm gerne „Hiob“ sind, also als solche erkannt werden, die zum „Feind“ des Feindes Gottes gemacht wurden und sich stellvertretend für ihn und dabei ausgerechnet von ihm feindlich behandeln lassen.
Das auf Hiob fallende Licht Gottes birgt nicht weniger als die Lösung und Erlösung für die gesamte Welt :1.Kor. 15,36:. (Elberfelder Übersetzung)
1.Kor. 15,36 (EÜ)
Tor! Was du säst, wird nicht lebendig, es sterbe denn.
Allein so funktioniert Allversöhnung in der Praxis. Nicht anders. Das ist die Nachfolge in geistlicher Leibeseinheit mit Jesus :1.Petr. 2,21:. (Elberfelder Übersetzung)
1.Petr. 2,21 (EÜ)
Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel[ hinterlassen, damit ihr seinen Fußspuren nachfolgt;
Die Jüngerschaft Jesu besteht jedoch nicht allein darin, den Weg des stellvertretenden Opfers zu gehen. Natürlich zeigt sich die Christusgesinnung nicht allein im Für-Leiden, sondern auch in den Früchten, die der heilige Geist hervorbringt, nämlich in Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Langmut, Sanftmut, Treue, Bescheidenheit, Enthaltsamkeit und Keuschheit.
Der springende Punkt ist aber, dass sich auch Nicht-Christen vorbildhaft verhalten können, dies sogar meist weitaus besser als Jesus-Gläubige tun.
Was macht also den praktischen Unterschied aus? Und: wo liegt Letzterer theologisch begründet :Mt. 5,43-48:? (Elberfelder Übersetzung)
Mt. 5,43 (EÜ)
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.
Mt. 5,44 (EÜ)
Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen,
Mt. 5,45 (EÜ)
damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist! Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
Mt. 5,46 (EÜ)
Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe?
Mt. 5,47 (EÜ)
Und wenn ihr allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe?
Mt. 5,48 (EÜ)
Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.
Wenn wir so wie Gott handeln wollen, müssen auch wir unsere „Sonne“ über Böse und Gute aufgehen lassen, also allen Menschen Leben schenken. Auch den Bösen.
Aber genau dies impliziert den Tiefenweg des persönlichen Opfers für solche, die diese „Sonne“ nicht nur nicht verdienen, sondern gerechterweise das Gericht Gottes empfangen müssten, das wir aber für sie stellvertretend erleiden wollen, was unfassbar denkwidrig ist, denn ein solcher Wunsch entspricht nicht dem natürlich-menschlichen, sondern dem vollkommenen göttlichen Handeln unseres himmlischen Vaters.
Hiobs Lebenspraxis der unbeirrten Unterordnung unter den höheren Willen hat also in jedem christlichen Tun das All-Heilwerden Gottes in seiner Schöpfung durch einen freiwilligen persönlichen Zerbruch zum Zentrum.
Dieses Opfer geschieht aus Liebe zu Jesus, weil er uns, seine Feinde, in für uns vorbildlicher Weise zuerst geliebt und nicht allein unsere Sünden, sondern die der gesamten Welt getragen hat :1.Joh. 4,10+19; Röm. 5,8; 1.Joh. 2,2:.
Wie aber sollen wir das nur schaffen, wenn unsere Energie oftmals nicht einmal dazu ausreicht, uns selbst oder unsere nächsten Angehörigen zu lieben, sodass wir andauernd, fast täglich, kläglich in der Nachfolge Jesu scheitern :Röm. 7,15:?
Die Antwort lautet: Wir sollen es gar nicht schaffen! Er muss es in und durch uns wirken. Unsere Aufgabe in diesem Prozess, unser Glaubenskampf, besteht „lediglich“ darin, unser Ich täglich in den Tod zu geben :Mt. 16,24:, sodass nicht wir, sondern er lebt und alles, wirklich alles, schafft :Gal. 2,20; Ps. 1,3:.
(Siehe hierzu die überaus lesenswerte Abhandlung „Nicht ich, sondern Christus in mir" von Johannes Lohmann.)
Der metaphysische Sinn des Lebens, das Liebeswissen über „Hiobs Ort“, die Erkenntnis Gottes in seiner Schöpfung, das Verständnis darüber, warum und wozu die Welt existiert und die bewusste Mitbeteiligung am Weg der Ordnung Gottes sind keine abgehobene Theorien, kein Theologengeschwätz, sondern haben einen „un-teuflischen“ und deshalb zutiefst sinngebenden praktischen Lebensbezug und vertiefen die Liebe zu unserem Gott, Schöpfer und Retter :2.Kor. 1,3-7:. Für den Teufel bleibt keine Zeit. (Elberfelder Übersetzung)
2.Kor. 1,3 (EÜ)
Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Erbarmungen und Gott allen Trostes,
2.Kor. 1,4 (EÜ)
der uns tröstet in all unserer Bedrängnis, damit wir die trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, durch den Trost, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden.
2.Kor. 1,5 (EÜ)
Denn wie die Leiden des Christus überreich auf uns kommen, so ist auch durch den Christus unser Trost überreich.
2.Kor. 1,6 (EÜ)
Sei es aber, dass wir bedrängt werden, so ist es zu eurem Trost und Heil; sei es, dass wir getröstet werden, so ist es zu eurem Trost, der wirksam wird im ⟨geduldigen⟩ Ertragen derselben Leiden, die auch wir leiden.
2.Kor. 1,7 (EÜ)
Und unsere Hoffnung für euch steht fest, da wir wissen, dass, wie ihr der Leiden teilhaftig seid, so auch des Trostes.
>>> Einleitung
>>> 22a Präexistenz und Reinkarnation
>>> 22b Die Theodizee-Frage
>>> 22c Hiob als ein Christusdarsteller
>>> 22d Das Anstatt-Opfer des Christus
>>> 22e Hiobs Parallelen zu Adam-Paulus
>>> 22f Hiobs Weisheit und Erkenntnis
>>> 22g Hiobs Ort
>>> 22h Der Daseinssinn der notvollen Schöpfung
>>> 22i Adams gottesebenbildliche Teilung
>>> 22j Hiobs Lebenspraxis