27.05.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{38} Die Kreuzigung Jesu (Joh. 19,17-22)
Ende der Mikrostruktur {38} Die Kreuzigung Jesu (Joh. 19,17-22)
Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben! (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 19,22 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Gleicherweise, wie der Herr seinen Verfolgern entgegnete, am Sabbat (rechtmäßig) heilen zu dürfen, weil sein Vater bis „jetzt“ handelt und er deshalb in seinem Tun mit Gott (öffentlich) übereinstimmt, lehnte es Pilatus ab, der Beanstandung der Juden stattzugeben, denn der römische Statthalter beharrte auf die Richtigkeit und Unabänderlichkeit seines Tuns, also darauf, dass seine Kreuzesinschrift rechtmäßig veröffentlicht wird.
Ebenso antwortete Jesus dem Hohepriester, als ihn dieser über seine Jünger und Lehre befragte, dass seine Hörer wussten, was er einst sagte.
Der Herr blieb also bei seiner Lehre. Kein Teil davon wurde zurückgenommen. Er sagte den Juden gewissermaßen: „Was ich gesprochen habe, habe ich gesprochen und ihr könnt daran gar nichts ändern, ihr könnt es lediglich für wahr halten. Mein Zeugnis wurde bereits rechtmäßig gegeben und es ist für jeden zugänglich“.
Die wahrnehmbare Kontinuität des Wortes Jesu gleicht dem „bis jetzt“ des sichtbaren Tuns des Gott-Vaters in Joh. 5,17.
Wie aus der parallelen Struktur in Joh. 19,17-22 hervorgeht, bildet Joh. 19,19 // Joh. 19,21+22 eine inhaltliche Einheit.
Hier geht es um das Schreiben bzw. Nicht-Schreiben des am Kreuz angebrachten Titels des Herrn: „Jesus, der Nasarener, der Regent der Juden“.
Pilatus‘ „Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben“ in Joh. 19,22 ist eine textliche Wiederholung dessen, dass er in Joh. 19,19 die Inschrift für das Kreuz Jesu anfertigte.
Da Jesus Pilatus und auch sonst niemandem gegenüber behauptete, der König der Juden zu sein, war die Forderung der jüdischen Hohepriester dies so als Urteilsbegründung zu schreiben unangebracht. Es wäre eine Lüge gewesen.
Das von Pilatus schriftlich fixierte Wort wurde zu einem nicht abänderbaren prophetischen Gesetz.
Weil der König aller Könige logischerweise auch der König der Juden ist, wird sich ihm die große Hure Babylon unterordnen müssen.
Das Kreuz von Golgatha und die an ihm angebrachte bleibende öffentliche Anklageschrift garantieren dies.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.