24.06.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{40} Sohn und Mutter (Joh. 19,25-27)
Ende der Mikrostruktur {40} Sohn und Mutter (Joh. 19,25-27)
Darauf spricht er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 19,27 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Dass Johannes dazu aufgefordert wurde, zu erkennen, dass Maria seine Mutter ist, spiegelt sich textlich darin wider, dass Thomas den Auferstandenen zu erkennen hatte, was bedeutet, dass der wahrzunehmende himmlische Vater nur angebetet werden kann, wenn man Jesus als den zum Leben erweckten Gott kennt, in dem der Vater wohnt.
Die Erkenntnis der Auferstehung Jesu führte Thomas dazu, ihn anzubeten.
Der Glaube ist nämlich nur möglich, wenn man aus derselben himmlischen Mutter stammt wie Jesus, also dieselbe jenseitige Herkunft besitzt wie er.
Wer diesen Ursprung kennt, nimmt die göttliche Identität Jesu wahr. Wer ihn nicht kennt, begreift nicht, dass Jesus größer ist als der Vater der Juden.
Er weiß nichts von „Maria“, der Mutter des „Johannes“. Er erblickt nur das irdische Jerusalem bzw. das Berggebiet Samarias, sodass ihm der wahre Ort der Anbetung Gottes verborgen bleibt.
Wer hingegen die Himmelsstadt als die eigene Mutter erkennt, nimmt sie zu den „Eigenen“, was sich in der Annahme Jesu widerspiegelt.
Die gläubig gewordenen Samariter baten den Herrn, er möge zu ihnen kommen und bei ihnen bleiben. Sie nahmen den Sohn Gottes also zu ihren „Eigenen“ hinzu.
Die ungläubigen Juden können hingegen nichts Wesenhaftes aufnehmen.
Die „Welt“ liebt diejenigen, die aus der „Welt“ stammen. Sie nimmt die Irdischen an, verwirft aber Christus und dessen Leibesglieder. Letztere kann der „Kosmos“ nicht als sein „Eigenes“ anerkennen, weil sie nicht dieselbe Herkunft haben wie er.
Die Stunde, in der Maria zu den Angehörigen („Eigenen“) des Johannes hineinkam, hatte Jesus bereits in Joh. 16,32 angekündigt, denn die Schafe Jesu mussten sich in dieser Zeit zu den „Eigenen“ verstreuen und ihn auf Golgatha allein lassen.
Als eine Kontrastparalalle dieser Aufnahme der Gläubigen im Bild Marias, nahm Jesus am Kreuz den ihm dargereichten Essig in sich auf und starb.
Joh. 19,27 [D44] <Joh. 20,29*> Offb. 1,17 [D44]
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.