Wie in der Einleitung zum vorliegenden Artikel erwähnt, sind die Themen persönliche Vorexistenz und biblisch begründbare Reinkarnation wichtig, um Hiobs Theodizee-Frage anhand seines Beispiels beantworten zu können.
Der folgende Text dient aus Platz- und Zeitgründen jedoch keinem theologischen Beleg dieser Annahmen. In ihm werden die beiden Vorstellungen lediglich angerissen. Für den Leser bleiben viele Fragen offen. Scheinbare Widersprüche werden von mir nicht aufgelöst. Echte Gegenargumente finden keine Erwähnung und bleiben ebenfalls unerwidert.
Gleichwohl zeigt allein der Umstand, dass das Böse, Satan in Form einer Schlange, bereits ganz zu Beginn im Paradies existierte :Joh. 8,44; 1.Mose 3,1; Offb. 12,9:, dass die uns bekannte Schöpfungsgeschichte nicht der absolute Anfang aller Dinge sein kann.
Dass Gott Adam und Eva in einen Garten setzte, in dem ein von ihm, nicht von Satan (!), geschaffener Baum stand, der todbringende Früchte trug :1.Mose 2,9+15-17: und die beiden Unmündigen (sie konnten das Gute noch nicht ausreichend vom Bösen unterscheiden :1.Mose 3,5+7:) allein ließ, sodass sich der listigen Schlange die Gelegenheit bot, sie zu verführen und ihr Gottvertrauen zu erschüttern :2.Kor. 11,3:, ein offenbar böses Geschöpf, das Jahwe ebenfalls in seinem Garten duldete, obwohl er allwissend war, grenzt, menschlich gesprochen, an Unverantwortlichkeit Gottes der Schöpfung und auch sich selbst gegenüber und schlägt den Leser bereits auf den ersten Seiten der Bibel in den Bann der Theodizee-Frage.
Sollte Gott wirklich gut sein? Hatte er liebevoll gehandelt? Wenn ja, warum erschuf er diese üble Schlange überhaupt, warum machte er den tödlichen Baum?
War vielleicht in Wirklichkeit er selbst der Böse in diesem Spiel gewesen und Satan der zur Freiheit und ewigem Leben befreiende Gute, wie in diabolisch-gnostischen Lehren behauptet wird?
Wer genau hinhört, erkennt in diesen Fragen den Ur-Zweifel an der Lauterkeit der göttlichen Zielsetzung mit seiner Schöpfung. Dieses Misstrauen platzierte Satan in Evas Herz :1.Mose 3,1:.
Theologie ist Satans ureigenes Metier und die Theodizee-Frage stellt der Böse besonders gerne, um den Glauben der Menschen an die absolute Güte Gottes ins Wanken zu bringen. Wer also mit Theologen und anderen „geistlich“ Studierten diskutiert, sollte sicher gehen, dass er keinen diabolisch beseelten Menschen vor sich hat. Im Zweifelsfall sollte man, anders und weitaus besser, als es Eva im Garten Eden tat, das Gespräch mit der kritischen „Schlange“ beenden und es nicht wieder aufnehmen.
Wer vom geistlichen Glaubens-Axiom der unwandelbaren Liebe Gottes ausgeht :1.Joh. 1,5; 1.Tim. 6,16; Jak. 1,17; 1.Joh. 4,7+8+16:, kann nicht umhin, bei Adam und Eva, der Schlange und sogar bei Gott selbst eine Vorgeschichte zu vermuten, die uns zwar in der Bibel nicht direkt berichtet wird, aber all die losen Enden des großen Theodizee-Rätsels miteinander verknüpft und auch für die Zukunft der Welt sinnstiftend wirkt.
Wer die ersten Seiten der Bibel aufschlägt, hat das Gefühl, einige Folgen der göttlichen „Netflix-Serie“ des Daseins verpasst zu haben, denn er wird in bestehende ethische und theologische Konstellationen hineingeworfen, die einer geistlichen Klärung bedürfen. Der Satz „Was bisher geschah…“ und die darauffolgende Zusammenfassung vergangener Ereignisse fehlt.
Das Böse, die Finsternis muss vor den sechs Tagen der jetzigen Schöpfung entstanden sein. Aber wie, wo, wann genau und warum?
(Siehe hierzu das Kapitel „Der Ursprung und das Wesen des Bösen“ im Artikel „Die Gerechtigkeit Gottes“.)
Hiob 8,8-10 dient als ein Hinweis darauf, dass wir Menschen bereits existierten (wenn auch zumindest im jetzigen Äon, also in der gegenwärtigen Schöpfung), bevor wir geboren wurden, denn wir sind „von gestern“, ohne jedoch Näheres über unsere Vorexistenz zu wissen. Uns fehlt die Erinnerung an dieses andere persönliche Dasein, das mit unserem aktuellen Zustand verknüpft ist.
Dies gilt natürlich auch für Hiob, dem das Wissen über sein persönliches „Gestern“ offenbar zeitweise abhandengekommen war :Hiob 38,4+21: (Elberfelder Übersetzung)
Hiob 8,8 (EÜ)
Denn befrage doch die vorige Generation und habe acht auf das, was ihre Väter erforscht haben! –
Hiob 8,9 (EÜ)
Denn wir sind von gestern und erkennen nichts, denn ein Schatten sind unsere Tage auf der Erde. –
Hiob 8,10 (EÜ)
Werden diese dich nicht belehren, es dir sagen und Worte aus ihrem Herzen hervorbringen?
In Hiob 33,29+30 heißt es, dass die Seele eines Bevollmächtigten wortwörtlich, nicht allegorisch gemeint, mehrfach das „Verderbensgrube“ genannte Totenreich verlässt.
Sie wird von dort losgekauft, um wieder das Licht des Lebens zu sehen, was auf eine Wiederkehr des Menschen durch Reinkarnation hindeutet und gewissermaßen als dessen mehrfache „Auferstehung“ (Erweckung :Mt. 11,11:) angesehen werden kann. (Elberfelder Übersetzung)
Hiob 33,29 (EÜ)
Siehe, das alles tut Gott zweimal, dreimal mit dem Mann,
Hiob 33,30 (EÜ)
um seine Seele von der Grube zurückzuholen, damit er vom Licht des Lebens erleuchtet wird.
Beim von Isebel-Herodias getöteten Elia-Johannes den Täufer :Mt. 11,11+14; Lk. 1,17; Mal. 3,23; Mt. 17,10-13; 1.Kön. 18,40 + 1.Kön. 19,1+2; Jak. 5,17+18; Mt. 14,8-10: (neben Mose ein wiederkehrender Endzeitzeuge Jesu :2. Kön. 1,10; Offb. 11,5+6; Offb. 11,4; Sach. 4,3+11+14; Mt. 17,11:) kann eine biblische Reinkarnation eindeutig bewiesen werden.
Dasselbe gilt für den gefallenen, vom Bösen geplagten :1.Mose 4,8; 2.Kor. 12,7:, zuallererst schuldig gewordenen :Röm. 5,12; 1.Tim. 1,15: und rehabilitierten Adam-Paulus :Röm. 7,9-11; 1.Tim. 1,15+16:, der ein Bild des Christus war bzw. in Letzterem lebte :Röm. 5,14; Gal. 2,20:.
Saulus-Paulus war mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der durch natürliche Geburt erweckte („auferstandene“), also in das Fleisch der Menschen gekommene von einem bösen Geist geplagte und schuldig gewordene :1.Sam. 15,24; 1.Sam. 24,17-21; 1.Sam. 26,21-25: König Saul von Israel gewesen :1.Sam. 22,18+19; 1.Kor. 15,9; 1.Sam. 16,23; 1.Sam. 18,10; 1.Sam. 19,9:.
Saul verfolgte den gesalbten David :1.Sam. 20-1.Sam. 28: und Saulus-Paulus verfolgte Christus :Apg. 9,4; Apg. 22,7:.
Weitere „Zurück-Inkarnationen“ (es werden hier nicht alle bekannten Möglichkeiten angeführt) sind biblisch ableitbar, aber nicht zwingend logisch:
Es spricht vieles dafür, dass der Apostel Johannes der reinkarnierte Prophet Daniel gewesen war :Dan. 12,4+9; Offb. 10,9-11; Offb. 22,10:, Eva zuerst als Sarah wiederkam :1.Mose 3,6 + 1.Mose 16,2; Gal. 3,16:, um schließlich als Maria zu inkarnieren :1.Mose 3,15; Mt. 1,23; 1.Joh. 3,8: (der Mutter Jesu und Abel-Johannes‘ :Joh. 19,26+27:), Moses, Noah gewesen war :1.Mose 6,17-19: 2.Mose 32,10; 2. Mose 2,3:, um in der Endzeit neben Elia-Johannes einer der beiden in Jerusalem sterbenden Zeugen Jesu zu sein :Offb. 11,3: und Kain die durch das Getäuschtwerden Evas möglich gewordene erste Inkarnation des endzeitlichen jüdischen Antichristen (Sohn Satans :1.Joh. 3,12; Joh. 8,44:) in unserem Äon gewesen war :2.Kor. 11,3:.
Auf diese mehr oder weniger spekulativen Annahmen und deren mögliche Erwiderung kann hier nicht näher eingegangen werden.
Die angeführten Bibelstellen müssen dem Leser als Hinweise auf die Beweis- bzw. Belegführung genügen. Sie bedürfen eines geistlich-mündigen Umgangs.
Die Vorexistenz einer Person in nicht-irdischer, sondern himmlischer (Engel-) Form lässt sich u. a. mit Gal. 4.26 belegen, denn alle Menschen, die zum Lamm Gottes gehören, waren zusammen mit diesem in einer wesenhaften Körperschaft verbunden, die das „himmlische Jerusalem“ genannt wird und die oben seiende Mutter der präexistenten Ekklesia (Herausgerufene; „Gemeinde“) ist :Hebr. 12,22:.
Die Gläubigen Jesu stammen nämlich ebenso wenig aus dieser Welt, wie er selbst :Joh. 15,19:, sondern haben dieselbe himmlische Heimat (ursprünglicher „Mutterbereich“).
Vor ihrer Geburt in unserer Welt waren sie nicht nur ein „Gedanke Gottes“ gewesen (wie von manchen Theologen behauptet wird), sondern real existierende Wesen, die der Vater in Christus erschaffen hat :Eph. 2,10; Eph. 1,4; 2.Tim. 1,9:.
Bei Elia und Moses, die beide entrückt wurden, wird das himmlische Dasein als Engelwesen in 1.Mose 18,22 + 1.Mose 19,1, Sach. 4,14 und Mt. 17,3+4 angedeutet.
Adam-Paulus ist sogar der ganz persönliche ebenbildliche Engel („Elohim“) Jesu :1.Mose 1,27; Offb. 1,1; Offb. 19,10 + Offb. 22,8: und der das Wort Gottes vervollständigende „Mund Gottes“ :2.Kor. 13,3; Röm. 15,18:, den Jesus-Jahwe gottgleich über die gesamte Schöpfung setzte.
(Siehe hierzu den Abschnitt „Der die Gnade Gottes lehrende Personalengel Jesu“ im Artikel „Warum, wie und wozu Saulus zu Paulus wurde“.)
Außerdem gibt es noch weitere Hinweise für die Richtigkeit einer biblischen Reinkarnationslehre, z. B. die Erwähnung des Blindgeborenen, dessen Schicksal, wie es die Jünger Jesu in Joh. 9,2 vermuteten, theoretisch durch eigene Sünden bedingt sein konnte, was aber nur dann einen Sinn macht, wenn dieses unschuldige Baby vor seiner Zeugung und Geburt existiert hatte, um in diesem früheren Leben schuldig zu werden.
(Siehe hierzu auch den Abschnitt „Joh. 9,1-5 als ein Lehrtext für die Ursachen des menschlichen Leids“ im Artikel „Die Gerechtigkeit Gottes“.)
Dass der Reinkarnationsgedanke im Israel Jesu weit verbreiteter Mainstream gewesen war und keine Sonderlehre darstellte, zeigen auch Spekulationen über die Identität Jesu :Mk. 8,27+28; Lk. 9,18+19; Mt. 16,13+14: oder die des Täufers Johannes :Joh. 1,21:.
Die Wiederkehr altbiblischer Propheten durch natürliche Geburt war damals ein ganz natürlicher Gedanke, den Jesus nicht als falsch ankreidete. Diese Vorstellung hatte nichts Esoterisches oder Unbiblisches an sich.
(Hierzu gehört auch Israels Erwartung der endzeitlichen Rückkehr des wortwörtlichen Königs David laut Hos. 3,5.)
Wer also Präexistenz und Reinkarnation als rein heidnisch ablehnt (vor hinduistisch-buddhistischer oder esoterischer Reinkarnationslehre muss dennoch dringend gewarnt werden), kann den Sinn des Lebens, den Grund dafür warum, wofür und wozu Gott die Welt gemacht hat niemals verstehen.
Er wird auch die Fortsetzung der vorliegenden Erklärung missdeuten, sie ignorieren, als unbiblisch ankreiden oder sogar bekämpfen, denn irdisch orientierte Menschen, auch solche, die sich selbst als geistlich gereifte und bibelfeste Christen ansehen, die zurecht vor Paganismus, Okkultismus und Esoterik warnen, können das Himmlisch-Geistliche unmöglich ergreifen und bestätigen :Joh. 3,12; Joh. 8,23; Joh. 9,39:.
Wer die biblisch begründbare Präexistenz und Reinkarnation von Menschen kennt, wird Gottes an Hiob gestellte Frage nach dem Ort seines Daseins vor der Schöpfung der Welt mit anderen Augen lesen :Hiob 38,4:. Er wird verstehen, wieso Hiob damals schon geboren worden sein konnte :Hiob 38,21:.
Aber auch Hiobs Rolle in der Auseinandersetzung Gottes mit Satan zum Thema Glaubenstreue erhält eine sinnstiftende Vorgeschichte, denn bevor Hiob als Mensch in unserer Welt inkarnierte, kann er nicht irgendwer gewesen sein.
Gott legte ihm seine Rolle im großen Drama um die Theodizee-Frage nicht willkürlich auf. Sie hat mit Hiobs Präexistenz und seiner in dieser begründeten Autorität zu tun.
Sein Leben ist der logische Fortgang einer selbst für ihn vorerst im Dunklen liegenden Vorzeit.
Jahwes Gegenfragen in Hiob 38 sollten Hiobs Erinnerung daran wecken. Laut Hiob 38,21 besaß Hiob bereits eine erste Erkenntnis dieser Dinge.
>>> Einleitung
>>> 22a Präexistenz und Reinkarnation
>>> 22b Die Theodizee-Frage
>>> 22c Hiob als ein Christusdarsteller
>>> 22d Das Anstatt-Opfer des Christus
>>> 22e Hiobs Parallelen zu Adam-Paulus
>>> 22f Hiobs Weisheit und Erkenntnis
>>> 22g Hiobs Ort
>>> 22h Der Daseinssinn der notvollen Schöpfung
>>> 22i Adams gottesebenbildliche Teilung
>>> 22j Hiobs Lebenspraxis