Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 20,28 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Wer in den Aufenthaltsort Jesu eingegangen ist und die göttliche Identität des Sohnes Gottes erkannt hat, bekennt ihn anderen Menschen gegenüber als den Christus bzw. als den persönlichen Herrn (Jahwe) und Gott (Elohim).
Er stößt sich nicht an der Gottheit Jesu, da er den Sohn, der das „Lamm Gottes“ ist, als seinen lebenden Lehrer kennengelernt hat („Rabbuni!“).
Die Ungläubigen kennen aber weder den Lebenden noch seinen Wohnort.
Sie nehmen Jesus lediglich als einen Menschen wahr und klagen ihn der Hybris an.
Laut dem Chiasmus in Joh. 20,24-31 spiegelt sich Joh. 20,24+25a in Joh. 20,28 inhaltlich wider.
Dass Thomas, nachdem der Auferstandene nochmals zu seinen Jüngern gekommen war, bekannte, dass Jesus sein Herr ist :Joh. 20,28:, steht der Aussage der anderen Jünger inhaltlich gegenüber, beim ersten Erscheinen Jesu ihn als den Herrn gesehen zu haben :Joh. 20,24+25a:.
Thomas‘ Bekenntnis geht sogar über die Botschaft der anderen hinaus, denn es betraf nicht allein die Unterordnung unter Jesus, als persönlichen Gebieter, sondern auch dessen Anerkennung als Gott.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.