23.09.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{46} Thomas kommt zum Glauben (Joh. 20,24-31)
Ende der Mikrostruktur {46} Thomas kommt zum Glauben (Joh. 20,24-31)
Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubet, daß Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist, und daß ihr durch den Glauben Leben habet in seinem Namen (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 20,31 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
In Joh. 20,8 glaubte und erkannte der Apostel allein wegen des von ihm zuvor empfangenen wahren Wortes Jesu :Joh. 7,34:.
Ebenso dient das, was er schriftlich verzeichnete dem Glauben vieler Menschen an Jesus, ohne dass Letztere die im jüdischen Gesetz über die Göttlichkeit geschriebenen Schriftstellen zuvor kennen müssen.
Da die von Johannes bezeugte Göttlichkeit des in die Welt geschickten Sohnes Gottes das alttestamentliche Verständnis des Gottstatus einfacher Menschen um Dimensionen übersteigt, ist das Wort Jesu nämlich der Schrift des Alten Bundes übergeordnet.
Den ungläubigen Juden wird die Wahrheit nicht offenbart :Joh. 1,16+17:, sondern allein denen, die sie z. B. durch das Johannesevangelium im Glauben annehmen, d. h. erkennen, dass Jesus der Christus und Auserwählte Gottes ist.
Joh. 20,27 [D2] <Joh. 20,29*> Joh. 20,31 [D2]
Joh. 20,27 Danach sagt er zu dem ThOoMA´S: Bringe deinen d Finger hierher und ´gewahre meine d Hände, und bringe deine d Hand und ´treibe sie hin meine d Seite, und nicht werde ein Untreunder*, sondern ein Treunder*. (2)
Joh. 20,31 diese aber sind geschrieben worden, auf dass ihr treut´*, dass JESuU´S der ChRISTO´S* ist, der Sohn Gottes, auf dass als Treuende* ihr äonisches* Leben habt´ in seinem d Namen*. (2)
Die physische, d. h. materielle Wahrnehmung des Auferstandenen in Joh. 20,27 steht dem Sehen des Christus im von Johannes aufgezeichneten Wort Gottes, d. h. einer geistigen Erkenntnis Jesu kontrastparallel gegenüber :Joh. 20,31:.
In Joh. 20,31 wird erklärt, warum die den Herrn nicht sehenden Glückseligen Gläubige sind :Joh. 20,29:. Ihr Vertrauen kommt aus dem geschriebenen Wort :Röm. 10,17:.
Um diesen Glauben höherer Stufe zu ermöglichen, nimmt der Apostel Johannes genau die Rolle ein, die Maria Magdalena allen Jüngern Jesu gegenüber inne hatte, als sie ihnen erklärte, den auferstandenen Herrn gesehen zu haben und sein Wort zu künden :Joh. 20,18:.
Es geht um den Glauben, dass Jesus der auferstandene und verherrlichte Christus ist, der Sohn Gottes, und um das Vertrauen, dass man in diesem Glauben an seinen Namen „ewiges“ Leben hat.
Wer hier ein gesetzliches „Evangelium“ predigt, das das einfache und klare Wort aus Joh. 20,31 außer Kraft setzt, indem es eine Gerechtigkeit aus Leistung fordert, die angeblich zum „ewigen“ Leben führt, ist ein Werkzeug des Durcheinanderbringers (Teufel).
(Siehe hierzu den Artikel „Das Evangelium - Gnade, Rettung, Nachfolge“ auf Freudenbotschaft.net.=
Durch Maria bekamen die Jünger die Chance zu glauben, ohne den lebenden Jesus zuvor gesehen zu haben.
Sie mussten hierfür dem Wort der Zeugin der Wahrheit Glauben schenken.
In derselben Situation wie die Jünger Jesu damals, sind auch wir als seine Jünger heute, denn wir dürfen der vom Apostel bezeugten Wahrheit „ungesehen“ glauben.
Der vorliegende Versvergleich zeigt, dass auch unsere „Hand“ und unser „Finger“ in die Wundmale und die Seite Jesu getrieben werden.
Dies geschieht nämlich, wenn wir den Auferstandenen in einem übertragenen Sinne in seinem Wort „be-greifen“. Wir nehmen ihn im Nichtmateriellen wahr und prüfen darin die wesenhafte Wahrheit Gottes.
Ironischerweise stechen wir mit dem Finger in das Wort Gottes hinein, wenn wir in ihm blättern. Wir prüfen eine „Seite“ des Christus, der das ganze „Wort“ ist.
Wir haben Jesus zwar nicht als den Auferstandenen gesehen, dürfen ihn aber wegen seines Wortes als lebend im Glauben wahrnehmen, d. h. der Glaube an ihn (und damit das Gottesleben) ist bei uns bereits vorhanden, bevor wir Jesus physisch sehen.
Den endzeitlichen „Thomas-Christen“ wird hingegen die Glaubensentscheidung dahingehend erleichtert werden, dass ihnen der verherrlichte Christus äußerlich sichtbar erscheinen wird. Ihr Glauben wird kein Glauben sein, der allein auf dem Wort Gottes fußt.
Sie haben eine andere Erkenntnis des Sohnes Gottes als wir.
Ihre Kenntnis des Herrn führt zu einem Glauben einer niedrigeren Stufe und zu einer geringeren Herrlichkeit.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.