23.09.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{46} Thomas kommt zum Glauben (Joh. 20,24-31)
Und nach acht Tagen waren seine Jünger wiederum dort und Thomas bei ihnen. Da kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 20,26 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Aus den Joh. 20,26 betreffenden Makrostrukturen geht hervor, dass Petrus in seinem Tun inhaltlich Jesus gegenübersteht und Thomas gleicht.
Der Apostel kam nicht in den Bereich der Jerusalemer Priesterschaft hinein, um dem Herrn näher zu sein, denn diese Tür blieb ihm vorerst verschlossen.
Hingegen gelangte Jesus trotz einer verriegelten Tür in die Mitte seiner Jünger. Nun tat er es sogar, als Thomas anwesend war.
Letzterer gleicht Petrus u. a. deshalb, weil er nicht dabei war, als Jesus sich das erste Mal den Jüngern offenbart hatte, denn, anders als Johannes, war auch Petrus Jesus nicht sofort nahe.
Dass Petrus schließlich am Kohlefeuer Babylon-Jerusalems stand, spiegelt sich inhaltlich darin wider, dass Jesus inmitten seiner Gläubigen Stand nahm.
Der Umstand, dass Petrus in den Autoritätsbereich der Führer des finsteren Jerusalem-Kosmos hineinkam, gleicht seinem späteren Eintritt in die Gruft Jesu, sodass „Babylon“ ein Ort ist, in dem man im Tod gefangen gehalten wird.
Hier wie dort (beim Hof des Hohepriesters bzw. beim Grab Jesu) spielte Johannes eine wichtige Rolle, was das jeweilige Hinein- und Hinauskommen angeht. Petrus und Johannes bilden in beiden Fällen ein diesbezügliches Paar.
Dass Petrus die geöffnete Grabstätte Jesu betrat, spiegelt sich auch darin wider, dass Jesus in den Raum seiner Jünger hineinkam.
Ihr Ort des Lichtes ist das Gegenteil der das jetzige Jerusalem darstellenden Todesgruft. Er symbolisiert das künftige Jerusalem, also die den Bräutigam umgebende Stadt der Lebensherrlichkeit Gottes.
Die jüdische Priesterschaft und ihr Wohnort ist offensichtlich das Gegenbild der Jünger Jesu und ihres Bereichs. Ihre Weihestätte ist der Anti-Tempel des wesenhaften Wohnorts Gottes: Jesus Christus.
Der inmitten seiner Jünger stehende Auferstandene gleicht auch sich selber, nämlich als er vor seinem Tod am Kreuz hing und von den drei dort stehenden „Marias“ mittig umgeben wurde, die offenbar allen Jüngern entsprechen, denen sich Jesus später, dreifach standnehmend, als der offenbarte, der tot war, nun aber lebt.
Den „Kern“ dieses fortgesetzten Standnehmens Jesu und seiner mehrfachen Selbstoffenbarung findet man im Bericht über Maria Magdalena am Grab des Herrn, denn die die Identität Jesu noch nicht kennende Maria erblickte ihn als einen Stehenden (d. h. auch als einen Auferstandenen) und er gab sich ihr zu erkennen.
Sein damaliges Kommen zu den Jüngern gleicht seiner von ihm angekündigten zukünftigen Ankunft in der gegenwärtigen äonischen Endzeit.
Vor dem Kommen des Christus, wird aber der Anti-Auferstandene (Antichristus) inmitten des irdischen Anti-Ortes der Finsternis Stand nehmen und sich dort anbeten lassen :Offb. 13,3+4; 2.Thes. 2,3+4:.
Joh. 20,26 [D3] <Joh. 20,29*> Joh. 21,1 [D3]
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.