05.08.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{43} Die Auferstehung Jesu (Joh. 20,1-10)
Beginn der Mikrostruktur {43} Die Auferstehung Jesu (Joh. 20,1-10)
Am ersten Tage aber der Woche kommt Maria Magdalena früh, als es noch finster war, zur Gruft und sieht den Stein von der Gruft hinweggenommen. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 20,1 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Dass Maria Magdalena an einem Samstag Morgen zum Grab kam, als es noch finster war, steht dem Umstand gegenüber, dass die Juden morgens zum Prätorium kamen, in das sie Jesus, um ihn in den Tod zu geben.
Das Prätorium zusammen mit Jesus in ihm spiegelt sich also gewissermaßen in der Gruft des Herrn gegen, in der er nicht mehr anwesend war.
Seine Auslieferung ist das Gegenteil seiner Befreiung.
Die liebende Magdalena ist die Kontrastparallele zu den hassenden Juden.
Der Morgen des 14. Nisan 32 n. Chr. ist das zeitlich-inhaltliche Gegenüber des Morgens des 18. Nisan dieses Jahres.
Die diesbezügliche Reflexionsmitte ist der 2. Tag Jesu im Grab, das zeitliche Zentrum und der Wendepunkt seines dreitägigen Todes.
Anders, als die katholische Tradition (auch wegen der Verfälschung des Endes des Markusevangeliums) unsinnigerweise behauptet, kam Maria nicht an einem Sonntag, sondern an einem Samstag zum Grab Jesu.
(Siehe hierzu u. a. die Joh. 19,14 betreffende Erklärung und dort die Übersicht „Die zeitliche Spiegelbildlichkeit des Sehens bzw. Nichtsehens Jesu im Kontext seiner Verurteilung und Auferstehung“. Letztere ist auch in der Erklärung zu den 49 Mikrostrukturen zu finden.)
.
Auch Joh. 20,1 gibt diesbezüglich klar Auskunft. Es war kein „Tag der Sabbatfristen“, wie es in der DÜ heißt, sondern ein gewöhnlicher Sabbat und der zentrale 4. Tag der insgesamt 7-tägigen Gesamtdauer des Passahfestes, als dies geschah.
Jesus hatte seinen Jüngern angekündigt, dass nach seinem Weggang aus dem Kosmos („Jerusalem-Welt“) Finsternis anbrechen werde.
Diese Dunkelheit wird u. a. in der Finsternis des Sabbatmorgens dargestellt, als Maria zur Gruft kam.
Noch sah sie die aufgehende „Christus-Sonne“ nicht, noch hatte sich ihr der Herr nicht als das aus dem Tod erstandene Licht offenbart. Noch lag die Welt in der zentralen Nachtschwärze des Teufels. Noch konnten die Jünger Jesus nicht sehen, nichts erkennen.
Dieser desolate Zustand entspricht der Nacht, in der die Jünger zum Fischen ausfuhren, aber keinen einzigen Fisch fingen. Erst am Morgen, als sie den auferstandenen Jesus sahen, wurde ihnen eine reiche Beute des Lebens zuteil.
Dass Pilatus die Juden dazu anwies, den zu ihnen hinauskommenden Jesus zu sehen und sie von ihm forderten, den Herrn an das Kreuz hinaufzusetzen (ihn dorthin zu „entheben“) ist das Gegenteil des von der Gruft weggehobenen Steins und des Umstands, dass die Jünger nicht sahen, wo Jesus ist, denn er war aus diesem Bereich herausgekommen.
Die Entfernung des Steins von der Gruft Jesu stellt eine Wegnahme der Todeslast von ihm dar.
Da Jesus der wesenhafte Tempel Gottes ist, spiegelt sich diese seine Befreiung in der Entfernung der Tauben aus der Jerusalemer Weihestätte wider, denn dieser Frevel wurde aus der Wohnstätte des Vaters Jesu beseitigt („enthoben“).
Der Tod des Herrn (und im Speziellen der den Weg zum Leben versperrende Gruftstein) waren eine Entheiligung des Leibestempels Gottes.
Die Hinaufnahme Jesu an das Kreuz führte zu seinem Tod. Die Wegnahme des Gruftsteins ist ein Zeugnis der Auferstehung des Herrn aus dem Tod.
Der Umstand, dass die Juden ihren „Regenten“ sahen, steht der Unkenntnis der Jünger gegenüber, wo ihr Herr ist. Sie sahen Jesus nicht. Pilatus und Maria spiegeln einander.
Der auferstandene Sohn Gottes entspricht textlich-strukturell dem auferweckten Lazarus. Jesus rief laut, sodass Lazarus aus der Gruft hinauskam. Der Herr wird in seinem geliebten Freund dargestellt.
Joh. 20,1 (Joh.*Offb.) Offb. 1,10
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.