09.09.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{45} Jesus erscheint den Jüngern (Joh. 20,19-23)
Auslegung von Joh. 20,22
Und nachdem er das gesagt, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfanget heiligen Geist! (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 20,22 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Weil Jesus stellvertretend für seine Jünger den Essig der großen Hure Babylon nahm, weil er auf Golgatha seinen menschlichen Geist auslieferte und in den Tod nach unten ging (Aushauchen), konnte er seine Nachfolger nun anhauchen und ihnen dadurch den heiligen Geist geben.
In dieser Analogie bilden der auf Golgatha gegebene Essig bzw. der von Jesu entlassene Geist eine Kontrastparallele zum durch ihn geschenkten Geist Gottes.
(Siehe Joh. 20,22*Joh. 21,13, denn der Lebende gab seinen Nachfolgern auch Brot und Fischrationen.)
Der belebende heilige Geist ist das Gegenteil der todbringende Gabe Jerusalems.
Die Menschheit steht vor der Wahl zwischen diesen beiden Gaben. Hier gibt es keinen Kompromiss. Es existiert keine weitere Möglichkeit, sich zu entscheiden und zu empfangen.
Die geistliche Lebensvermittlung aus der Höhe, die Entsendung des heiligen Geistes, wird darin dargestellt, dass Lazarus aus der finsteren Todesgruft erweckt wurde.
Sie ist ein Hinauskommen der Gläubigen aus dem Fragereich (Scheol) der jetzigen Jerusalem-Welt zum alle Fragen beantwortenden himmlischen Licht Gottes.
In Joh. 11,43*Joh. 20,22 steht auf beiden Seiten des Versvergleichs „Und dies gesagthabend...“ geschrieben.
Wer den heiligen Geist erhält, lebt im Vergleich zu seinen vermeintlich lebenden, aber in Wirklichkeit toten ungläubigen Mitbürger.
Weil er von Babylon wegkam, kündet er das Reich Gottes, denn er wurde von den Fesseln des Todes befreit :Lk. 9,60:.
Joh. 20,22 [D8] <Joh. 20,29*> Joh. 21,6 [D8]
Joh. 20,22 (Joh.*Offb.) Offb. 2,7+11+17+29; Offb. 3,6+13+22
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.